Der Chef der Zemun-Mafia, Dusan Spasojevic, soll Seselj nach Angaben des ehemaligen Mafia-Angehörigen Dejan Milenkovic "Bugsy" Informationen über die Hintergründe zahlreicher Mordanschläge im Belgrad der 1990er Jahre geliefert haben. Der Chef der Serbischen Radikalen Partei (SRS) soll derselben Quelle zufolge vom Mafia-Boss auch Geld für den Wahlkampf seiner Partei, den Bau seines Einfamilienhauses sowie einen Geländewagen erhalten haben. Spasojevic war nach dem Mord an Djindjic bei einem Festnahmeversuch durch die Polizei ums Leben gekommen.
Freiwillig gestellt
Der Ultranationalistenchef hatte sich zwei Wochen vor dem Anschlag auf Djindjic freiwillig dem UNO-Kriegsverbrechertribunal gestellt. In der Öffentlichkeit wurde wiederholt darüber spekuliert, dass Seselj genaue Informationen über die Mordpläne der Zemun-Mafia gehabt haben dürfte. Am Vorabend seiner Abreise nach Den Haag meinte der Ultranationalist, dass ähnlich wie Djindjic auch der einstige jugoslawische Präsident Josip Broz kurz vor seinem Tod (im Jahre 1980) Probleme mit dem Bein gehabt hatte. Djindjic hatte sich kurz zuvor einem Eingriff am linken Fußgelenk unterziehen müssen.
Die SRS wies die Vorwürfe gegen Seselj energisch zurück. Es sei am leichtesten, Seselj anzugreifen, der sich nicht verteidigen könne, erklärte der amtierende Parteichef Tomislav Nikolic.