Washington/Bagdad - Das US-Militär im Irak hat die jüngste Zuspitzung der Gewalt im Irak als "entmutigend" bezeichnet. Allein in Bagdad habe es während der ersten drei Wochen des islamischen Fastenmonats Ramadan im Vergleich zu den drei Wochen davor einen Anstieg der Attacken um 22 Prozent gegeben, sagte der Sprecher der multinationalen Streitkräfte im Irak, US-General William Caldwell, auf einer Pressekonferenz in Bagdad.

Caldwell räumte auch ein, dass der Erfolg der nunmehr seit zwei Monaten andauernden Militäroperation zur Eindämmung der Gewalt in der irakischen Hauptstadt insgesamt hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Es habe zwar in den "Zielbereichen" Fortschritte gegeben, "aber insgesamt sind unsere Erwartungen mit Blick auf eine Verringerung der Gewalt nicht erfüllt worden", erklärte der General. Das US-Militär sei dabei, in enger Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung zu entscheiden, "auf welche Weise unsere Bemühungen am besten neu ausgerichtet werden können".

Der General bekräftigte zugleich, dass sich die Koalitionskräfte nicht davon abschrecken ließen, weiter an der Etablierung eines Irak zu arbeiten, "der sich selbst schützen und regieren kann".

Strategiewechsel in Bagdad

Unterdessen erwägt die US-Armee einen Strategiewechsel für die Hauptstadt Bagdad, um der Gewalt dort ein Ende zu bereiten. Oberkommandant George Casey habe vor kurzem eine Überprüfung der bisherigen Vorgehensweise und insbesondere der jüngsten Militäroffensive in Bagdad angeordnet, sagte ein Militärsprecher am Donnerstag.

Den Anstoß für die Überlegungen habe dabei nicht die wachsende Zahl getöteter US-Soldaten gegeben, auch wenn dies der Armee große Sorgen bereite, ergänzte Leutnant Christopher Garver. Bei erneuten Anschlägen und Gefechten wurden in dem Golfstaat derweil mindestens 38 Menschen getötet - darunter weitere US-Soldaten. US-Präsident George W. Bush schloss zudem in einem Interview nicht aus, dass zwischen der zunehmenden Gewalt im Irak und den bevorstehenden Kongresswahlen in den USA ein Zusammenhang bestehen könnte.

"Die Operation 'Gemeinsam Vorwärts' hat eine Veränderung beim Einsatzort gebracht, aber sie hat nicht unsere Erwartungen erfüllt, die Gewalt anhaltend zu reduzieren", sagte Militärsprecher William Caldwell. In den vergangenen drei Wochen - also während des Fastenmonats Ramadan - habe die Gewalt im gesamten Land um mindestens 20 Prozent zugenommen.

"Wir arbeiten sehr eng mit der irakischen Regierung zusammen, um herauszufinden, wie wir unsere Anstrengungen am besten neu ordnen können", erklärte der Sprecher. Leutnant Garver fügte hinzu, der Oberkommandant habe die Prüfung der Bagdad-Strategie bereits in der vergangenen Woche angeordnet. "Die Opfer der US-Armee sind eine große Sorge, aber dies ist nicht der Motor hinter der Überprüfung", erläuterte er.

Die Zahl der im Irak getöteten US-Soldaten stieg am Donnerstag auf 72 Gefallene im Oktober, der damit einer der folgenschwersten Monate für die US-Armee seit dem Einmarsch in den Irak werden könnte. Seit Beginn des Krieges vor drei Jahren kamen mehr als 2700 amerikanische Soldaten ums Leben. (APA)