Der Dachausbau wurde zuvor schon von Experten begrüßt.

Foto: Kastner & Öhler
Graz - Der vierte Ausbau-Entwurf der Architekten für die Dachlandschaft des Grazer Innenstadt-Kaufhauses Kastner & Öhler wurde von den Abgesandten der UN-Kulturorganisation UNESCO als mit dem Status "Weltkulturerbe" vereinbar akzeptiert. Dies wurde am Freitagnachmittag nach dreistündigen Verhandlungen bekannt. Beim Grazer Unternehmen reagierte man mit Erleichterung.

"Schwierige Situation"

"Wir sind uns bewusst, dass wir der heutigen Besprechung mit den UNESCO-Experten im Wort sind und dass noch viel Arbeit auf uns wartet", so Kastner & Öhler-Geschäftsführer Thomas Böck in einer Pressekonferenz im Anschluss an die Sitzung mit Irene Wiese-von Ofen (Deutschland) und Tamas Fejerdy (Ungarn) und Vertretern der Stadtregierung am Freitag. Wiese-von Ofen erklärte, man erkenne an, dass die Situation vom Gesamtbild her schwierig sei, aber dass es auch Ansprüche der modernen Architektur gebe und dass dem Unternehmen ein Ausbau zur wirtschaftlichen Absicherung wichtig sei.

"Die spanischen Kollegen (das Architektenduo Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano, Anm.) wollten mit ihrer Arbeit einen Diskurs auslösen und nun haben wir den Spagat gemeinsam mit ihnen gelöst", sagte Wiese-von Ofen. Das sei zufriedenstellend. Es hätte ja viele Dinge gegeben, die auf den ersten Blick nicht passten, Höhe, Material und Details des Dachbaus mitten in der Innenstadt. Diese Konflikte gebe es in vielen Städten, hier habe man das mit Ruhe und Geduld gelöst, meinte die deutsche UNESCO-Vertreterin.

"Visualisierung mit Stangen möglich"

Das Ausmaß der Detailarbeit sei noch zu verifizieren und sie empfehle, vor dem Eintritt in die Planungsphase noch Rechtssicherheit herzustellen. Das könne mittels eines Abkommens zwischen Kastner & Öhler und der Stadt Graz geschehen, bevor es z.B. im Bebauungsplan der Kommune zur Festlegung von Bauhöhen komme. Hinsichtlich Höhe des Projektes sagten die UNESCO-Vertreter - die die Vereinbarkeit des Projekts mit dem Grazer Weltkulturerbe-Status zu prüfen hatten - dass man die Höhe etwa mit Stangen simulieren könne, nicht nur mit einem Modell oder Fotos: "So und von oben sieht's anders aus", meinte Wiese-von Ofen. Auch bei den Materialien müsse auf Homogenität mit der Umgebung geachtet werden.

Geschäftsführer Böck sah in diesen Vorstellungen kein großes Problem: "Die Punkte sind klar und umsetzbar. Die Richtung, die wir alle wollen, ist deutlich". Man könne nun ernsthaft in die Planung einsteigen, mit großer Erleichterung. Franz Neuwirth vom Bildungsministerium erklärte, durch die Anstrengung aller sei eine Lösung möglich gewesen. Zumal es sich bei dem Dach um ein "nicht schützenswertes" handle und das Kastner & Öhler-Haus in der Sackstraße kein Spekulantenobjekt sei, sondern jenes eines angestammten Unternehmens, das ein Recht auf eine Betriebserweiterung habe. (APA)