Der enorme Medienrummel rund um den am Donnerstag veröffentlichten Internet Explorer 7 ist an einem Großteil der akademischen Informatikwelt beinahe spurlos vorüber gegangen. "Die wenigsten meiner Kolleginnen und Kollegen verwenden den Internet Explorer", meint etwa Informatikprofessorin Gabriele Kotsis von der Johannes Kepler Universität Linz auf Anfrage von pressetext. Der Trend in der akademischen Welt gehe eher in Richtung Firefox und anderen offenen Programmen, so Kotsis, die den neuen Microsoft-Browser folglich noch nicht ausprobiert hat.

Nur vom Hörensagen

Auch Oscar Nierstrasz, Informatikprofessor an der Universität Bern, kennt den neuen Internet Explorer nur vom Hörensagen. "Es gab einmal eine Zeit, als er der beste verfügbare Browser war - auch auf dem Mac", sieht Nierstrasz im pressetext-Gespräch diesen Vorsprung weitestgehend verspielt. Die Vorgängerversion habe bei der Unterstützung von Webstandards zudem wiederholt Probleme bereitet, so der Akademiker, der sich von der neuen Version eine Verbesserung in diesem Bereich erhofft. Die Entwicklung eines Browsers im Jahr 2006 bezeichnete Nierstrasz als enorm komplexes Unterfangen, das neben der Implementierung von neuen Technologien mit gänzlich veränderten Vorzeichen in den Bereichen Sicherheit und Anwender-Datenschutz zu kämpfen habe.

Aufgeschlossen

Eindeutig begrüßt wird die neue Version hingegen von Andreas Zeller, Professor am Lehrstuhl für Softwaretechnik an der Universität des Saarlandes. Erste Eindrücke würden darauf schließen lassen, dass der Internet Explorer von seinen Sicherheitsstandards und der Ergonomie her nun zu Firefox aufgeschlossen habe. "Webstandards wurden von der älteren Version nur schlecht unterstützt, da wurde in jedem Fall nachgebessert", so Zeller gegenüber pressetext. Dies habe ironischerweise sogar dazu geführt, dass einige Webseiten, die für frühere Internet-Explorer-Versionen optimiert wurden, von der neuen Version nicht mehr korrekt dargestellt werden. Nachholbedarf in dieser Frage ortet Zeller aber nicht nur bei Microsoft: "Es gibt derzeit keinen einzigen Browser, der völlig konform mit den gültigen Webstandards geht".

Zweifel

Lutz Prechelt, Informatikprofessor an der Freien Universität Berlin , bezweifelt indes, dass die Verbreitung des Internet Explorers in der akademischen Welt geringer ist als anderswo. "Ich pflege da einen pragmatischen Zugang und habe daher mehrere Browser installiert", so Prechelt auf Anfrage von pressetext. "Für mein Tagesgeschäft benutze ich allerdings meistens den Explorer, da das für mich die bequemste Lösung darstellt", meint Prechelt weiter. Die Installation der neuen Version steht auch ihm noch bevor. Mit der Vorgängerversion zeigte sich Prechelt im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen aber prinzipiell zufrieden.(pte)