Kunst und Kultur
Eine letzte Liebe: "Else in Jerusalem"
Film von Peter M. Preissler zeichnet Lasker-Schülers Leben nach
Wien - Else Lasker-Schüler betrieb eine Poetisierung ihres Lebens: In ihrer "Universalpoesie" verschmolz die
Familiengeschichte zur Legende, die Auftritte im Berliner Café Größenwahn wurden zu Performances. Falsche
Glasperlen um den Hals und ein legerer Umgang mit der Welt der Fakten, das waren ihre Markenzeichen.
In der Dramatisierung der letzten Lebensjahre der Schüler durch den israelischen Autor Motti Lerner ist denn auch
kaum zwischen Fiction und Faction zu trennen. Eine Liebesgeschichte in Zeiten des Exils, das ist das Thema von
Lerners Zweipersonenstück Else in Jerusalem. Die biografischen Hintergründe sind lediglich die Bausteine, auf
denen die Annäherung der Dichterin zum 30 Jahre jüngeren Literaturwissenschafter Werner Hermann basiert.
Lasker-Schüler emigriert im März 1939 nach Israel: Ohne Bücher - und mit einer Verwirrung in den Augen, die bis
zu ihrem Tod 1945 nicht mehr nachlassen wird. Im Kellergewölbe des Wiener Schottenstifts kommt
Theaterprinzipalin Topsy Küppers mit nur einem Koffer in der Hand an. Sie hängt sich überstürzt an Hermann
(Gerhard Karzel), auch deutscher Emigrant, der seine Familie zurückgelassen hat. Sie pokert um ihn. Die eruptive
Grundhaltung ist dabei immer vorhanden.
Regisseur Peter M. Preissler geht die Bilderfolge behutsam an: Auf einigen kargen Podien entfaltet er ein
Wechselspiel der Spannungen. Die Verwischung von Leben und Poesie ist Programm. Die Geschichte entzündet
sich an der Herausforderung, Else Lasker-Schülers Gedichte auch in Israel auf Deutsch zu veröffentlichen. Auf
Hebräisch will sie ihre Gedichte nicht übersetzt sehen, denn: "Mein ganzes Leben war ich eine hebräische
Dichterin."
Stephan Hilpold