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Miami - Kraniche nutzen ihn für die Balz, Frösche zur Tarnung und Flusspferde brauchen ihn, um ihr Territorium zu markieren - Menschen dagegen spülen ihn im Allgemeinen möglichst schnell fort. Um die Perspektive der Menschen ein wenig zu erweitern, widmet der Zoo in Miami dem Kot nun eine eigene Ausstellung. Die soll beweisen, wie allgegenwärtig, vielseitig einsetzbar und nützlich der Dung ist.

"The Scoop of the Poop" ist der Titel der Schau, die in einer Reihe interaktiver Ausstellungsstücke Kindern und Erwachsenen mehr Wissen über menschliche und tierische Ausscheidungen liefert, als ihnen möglicherweise lieb ist. Zu erfahren ist über das Nebenprodukt fast allen Lebens auf der Erde, dass die Massai in Kenia und Nordtansania mit Kot die Dächer ihrer Häuser bedecken, während Menschen in Teilen Asiens und Südamerikas ihn als Dünger und Treibstoff verwenden. Zu bewundern ist auch ein Fäkalfossil - das ein Tyrannosaurus Rex vor 80 Millionen Jahren fallen ließ.

Außerdem können sich Besucher ausrechnen lassen, wie lange ein afrikanischer Elefant - einer der effektivsten Fäkalienproduzenten - benötigt, um das Körpergewicht eines Besuchers mit Exkrementen aufzuwiegen. Im Schnitt sind das um die zehn Stunden. Für den Sprecher des Zoos von Miami, Ron McGill, ist das "doch eine coole Nachricht! Wir sprechen über etwas, das jeder tut, über das aber niemand spricht".

Reviermarkierung und Brautwerbung

McGill sieht in der Ausstellung daher einen großen Nutzen. "Wir sollten nicht so viel Angst davor haben. Wenn wir nicht so eine Abneigung gegen Kot hätten, würden nicht so viele Menschen an Darmkrebs sterben." Denn, sagt der Fäkalexperte, zu viele Menschen hätten Angst vor rektalen Darmuntersuchungen. Also stellt der Zoo die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten von Ausscheidungen im Detail dar. Die erwähnte Kranichart in Nepal schmeißt Büffelkot in die Luft - um das andere Geschlecht zu beeindrucken. Manche Frösche ändern zum Selbstschutz ihre Farbe, damit sie von Exkrementen nicht mehr zu unterscheiden sind.

Auch Hirsche sind sehr vorsichtig. Sie passen genau auf, wo sie hinmachen - und essen zur Not die Ausscheidungen ihrer Jungen, um Raubtieren keinen Anhaltspunkt über ihren Aufenthaltsort zu geben. Ganz anders verhalten sich Flusspferde. Die wedeln fleißig mit dem Schwanz, um ihre Fäkalien möglichst breit in der Gegend zu verteilen, und markieren damit ihr Revier.

Doch nicht nur Tiere profitieren von ihren Ausscheidungen. Bestimmte Pflanzen lassen ihre in wohlschmeckende Früchte verpackten Samen von Tieren weiterverbreiten. Wissenschafter wüssten nichts über das Aussterben von Pflanzenarten und den Speiseplan prähistorischer Tiere, wenn sie nicht alten Kot untersuchen könnten. (APA)