Die österreichische Ostzusammenarbeit unterstützt nicht nur Sozialprojekte, sondern versucht auch, die Rechtssicherheit zu erhöhen.

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Die Kinder in der Schule des serbischen Dorfes Pasjak sind es gewohnt, dass die Wagen von US-Aid vorfahren und dass sie fotografiert werden. Sie sind Kinder einer Minderheit, über die in letzter Zeit bei den Kosovo-Status-Verhandlungen viel geredet wurde.

Und sie sind gewohnt, als Figuren einer Idee gezeigt zu werden, die die internationale Gemeinschaft hier verfolgt: Wir bauen einen multiethnischen Staat.

Die Idee verkauft sich gut. Der Bürgermeister von Fushe Kosovo, Skender Zogaj zum Beispiel weist gerne darauf hin, dass bereits sechs Angehörige der Minderheit der Ashkali in der Stadtverwaltung arbeiten. Er will in nächster Zeit mit 350 Firmen reden, die jeweils zwei Ashkali aufnehmen sollen. „Das sind 700 Arbeitsplätze“, sagt er, so als könnte er sich ihrer sicher sein. Die Ashkali wiederum fürchten, dass es nach den Privatisierungen überhaupt nichtmehr möglich sein wird, eine Anstellungsquote für sie einzuführen.

Der Blick aus dem Fenster des Bürgermeisters und jener aus der Hütte eines Ashkali trifft auf denselben Ort und offenbart doch eine andere Wirklichkeit. 99 Prozent der Ashkali hier haben keinen Job. 65 Prozent leben von der Sozialhilfe, 60 Euro im Monat. Immerhin 80 Prozent der Kinder gehen in die Schule. Die österreichische Ostzusammenarbeit unterstützt auch die Ausbildung von Jugendlichen.

Die Übergriffe gegen Minderheiten im Jahr 2004 hätten nichts mit ethnischen Spannungen zu tun gehabt, das seien bloß kriminelle Banden gewesen, sagt Bürgermeister Zogaj. Handelsminister Bujar Dugolli behauptet sogar, dass Albaner nie und nimmer jemandem etwas antun könnten, weil sie eben Albaner seien.

Denjenigen, der aus der Ashkalisiedlung in Fushe Kosovo kommt, verraten die Schuhe. Der Schlamm auf den Wegen zwischen den Hütten steht einfach zu hoch. Die Männer kicken. Ein Mädchen zeigt stolz ihren rosa glänzenden Gürtel. In den Vorgärten liegt Müll, aus den Containern quillt Müll. Die österreichische Ostzusammenarbeit hat die grünen Behälter gekauft, angeblich werden sie täglich entleert.

Im Kosovo existieren nach wie vor parallele Welten, die einander kaum berühren, aber immerhin beginnt man sich gegenseitig wahrzunehmen. In manchen südserbischen Orten außerhalb des Kosovo wie etwa in Bujanovac sind die Albaner auch in der Mehrheit (62 Prozent), vertreten sind sie aber wie eine Minderheit. Nach wie vor sind hier 65 bis 70 Prozent der Verwaltungsbeamten Serben. Erstmals gibt es immerhin einen albanischen Bügermeister: Nagip Arifi.Undseit Jahresbeginn ist einer von sieben Richtern Albaner.

Arifi spricht von einem „Dialog ohne Waffen“ seit 2002. Nach dem Kosovokonflikt gab es hier schwere Spannungen. „50 Jahre Schaden werden nicht so schnell repariert werden“, sagt Arifi. Seine Mutter könne aber noch immer nicht allein zur Polizei gehen, weil dort keiner Albanisch spreche.

Einen Stock höher über den hellblau gestrichenen Gängen, wo es nach Chlor riecht, sitzen zwei serbische Vertreter des Koordinationsbüros der Regierung in Belgrad. „Etwas, das vierzig bis fünfzig Jahre falsch war, kann nicht so schnell geändert werden“, sagt Sima Gazikalović. Er ist sich aber sicher, dass es in jeder Verwaltungseinheit zumindest einen Menschen gibt, der Albanisch spricht. Trotzdem, es sei schon wahr: „Es besteht mehr Bedarf, Albaner einzustellen.“ (Adelheid Wölfl/DER STANDARD, Printausgabe, 24.10.2006)