Seit 1550 als Pfannenschmiede ein Begriff, ist Riess Kelomat heute der letzte verbliebene Emailgeschirrhersteller Österreichs.

Im Bild: Der Firmensitz in Ybbsitz NÖ an der Eisenstraße.

Foto: Bruckner

Firmenchef Friedrich Riess (im Bild) führt gemeinsam mit Cousine Susanne und Cousin Julian seit fünf Jahren das Unternehmen in der neunten Generation.

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"Wir beginnen um 6 Uhr morgens und hören um 14 Uhr auf. Unsere Beschäftigten sind Landwirte und Frauen, die am Nachmittag daheim zu tun haben", sagt Friedrich Riess. Der vorgeschlagene Besuchtstermin am Nachmittag wird deswegen auf den Morgen verschoben.

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Auf Wunsch der Belegschaft – derzeit rund 100 Mitarbeiter- wurden die Arbeitszeiten schon vor Jahren entsprechend angepasst.

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So flexibel ist der Hersteller emaillierter Erzeugnisse Riess Kelomat laut Firmenchef Friedrich Riess nicht nur hinsichtlich der Arbeitszeit: "Wir produzieren vielfach auf Kundenwunsch." Die Bratpfanne mit extrabreiten Griffen geht nach Australien, die Wanne in Extragröße orderte ein heimischer Gastronom. Aus der minimalen Erstauflage wurde ein beträchtlicher Auftrag, nachdem bekannt wurde, dass in Ybbsitz zu haben ist, was es andernorts nicht (mehr) gibt.

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Emaillierte Nachttöpfe, Milchkannen und Kehrschaufeln, abriebfeste Baggerschaufeln, Teile für Wasseraufbereitungsanlagen oder Öfen, Firmen- oder Straßenschilder – etwa jene von Wien, Linz, Graz oder Triest - werden im ältesten Familienbetrieb Niederösterreichs gefertigt.

Verschickt werden auch kleine Mengen...

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Diese eine Pfanne etwa ist für einen Kunden in Frankfurt bestimmt.

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Email wird bei Apparaten für die chemische und pharmazeutische Industrie eingesetzt, bei Straßentunneln, U-Bahnschächten oder etwa der Anlaufspur der Bergisel-Sprungschanze, überall dort wo Säure-, Laugen- Hitze- und Witterungsbeständigkeit, Hygiene und Haltbarkeit gefragt sind.

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"Wir sind eine Manufaktur. Das funktioniert nicht, dass auf der einen Seite Material hineinkommt und auf der anderen Seite das fertige Produkt heraus. Natürlich zahlen wir auch keinen chinesischen Lohn", sagt Friedrich Riess.

Hier werden rote Punkte auf gelben Hintergrund aufgebracht, für jeden Topf einzeln.

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Auch eine Siebdruckerei ist angeschlossen, notwendig für die Schilderproduktion. Die Beschilderung im öffentlichen Raum ist vorschriftsmäßig aus Email. Die Gründe: Ewig haltbar, keine Rost- oder Brandgefahr, bei Brand keine giftigen Dämpfe. Kein Nachteil auch für Werbetafeln, nostalgische Schilder etc.

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Schilder bis zu einer Größe von zwei mal einem Metern werden hier in diesem Schubofen gebrannt. 800 bis 850 Grad, je nach Email, erreicht der Ofen.

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Email-Geschirr produziert heute in Österreich nur noch Riess Kelomat, im benachbarten Deutschland überlebte weniger als eine Handvoll Mitbewerber.

Die bunte Serie aus den 50er ist sehr beliebt in Austrialien, Südafrika, Neuseeland, England und derzeit wieder der Exportschlager.

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Die Konkurrenz sitzt nicht nur in Billiglohnländern wie Russland oder Indonesien: "Die Leute haben vergessen, dass Email bei 850 Grad aufgebranntes Glas ist," glaubt Friedrich Riess "und dass der Werkstoff gesünder als Edelstahl oder der aufgeklebte Kunststoff Teflon ist."

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Riess sollte es wissen, handelt man doch auch mit Edelstahl und Teflon "wegen der Vollständigkeit bei Kochgeräten". 2001 wurde Kelomat mit dem ganzen Sortiment an Edelstahltöpfen und -pfannen und dem klassischen "Kelomat" – dem österreichischen Synonym für Dampfdruckkochtopf übernommen.

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In der Mühle wird Glaspulver mit Hilfe von Porzellankugeln gemahlen. Das einzige, was dazukommt ist reines Wasser. Im Betrieb gibt es laut Friedrich Riess keine Lösungsmittel. Glaspulver wird herausgefiltert. Das Wasser erreicht dann wieder eine Qualität, die es erlaubt, dass man es in die Ybbs zurückleitet.

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Für das betriebliche Wasserkonzept gab es dafür vor drei Jahren auch den niederösterreichischen Umweltpreis. Der Wasserverbrauch konnte von 3.000 Kubikmeter im Monat auf 1.000 Kubikmeter pro Jahr reduziert werden, obwohl Wasser aufgrund der eigenen Quellen und Hochbrunnen kein wirtschaftlicher Faktor sei: "Gemacht haben wir das nur für die Umwelt, nachdem Wasser eines der wichtigsten Lebensmittel ist. Mit der Ressource sollten wir sparsam umgehen," so Friedrich Riess.

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Strom wird schon seit langem selbst erzeugt. Das erste Kraftwerk wurde 1930 gebaut, nicht nur um energiemäßig autark zu sein, sondern auch als Beschäftigungsmaßnahme zu Zeiten, als die Mitarbeiter nicht ausgelastet waren. Nicht zu sehen, aber in unmittelbarer Nähe: Die Werkssiedlung. Hier wohnen als Starthilfe kostenlos die Mitarbeiter. Fußballplatz und Schwimmbad inklusive. Gebaut wurde die Siedlung bereits vom Großvater, ebenfalls als Beschäftigungsmaßnahme.

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Hier erhalten die Pfannen und Töpfe ihre Form. Verschiedene Maschinen werden im Bedarfsfall zu Baugruppen gruppiert, sodass die Ein-Mann-Bedienung möglich ist.

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Was auf den ersten Blick wie ein Kunstwerk anmutet, ist der Blick in den Ofen. Hier wird Stahl und Glas verschmolzen.

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Manche Maschinen stehen verwaist und warten darauf, dass sie benützt werden. Ausgemustert werden sie nicht, denn was heute am Markt nicht ankommt, kann morgen heiß begehrt sein.

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Die älteste Maschine in der Firma (Baujahr 1926) wird aus nostalgischen Gründen weiter gehegt und gepflegt. Das Pendant dazu, eine Maschine aus dem Jahr 1923 ist im Wiener technischen Museum zu begutachen. Die Maschine ist vollkommen funktionstüchtig und jederzeit einsatzbereit. Und die Lehrlinge lernen immer noch, sie zu bedienen.

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Je ein Drittel des Umsatzes – 2005 über 11 Millionen Euro – werden mit Email-Geschirr, Kelomat und Schildern bzw. Teilefertigung erwirtschaftet. Das leichte Wachstum 2005 verdankt sich laut Riess einer Steigerung im Export. Derzeit bearbeitet man den südafrikanischen Markt.

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So bunt wie die weltweit gelegenen Absatzmärkte ist die Produktpalette. 170 Farben und rund 470 verschiedene Formen für Schilder, Pfannen oder Töpfe bereichern das Sortiment.

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Email gibt es wie gesagt nicht nur am Topf...

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Was wie ein Bauchladen wirkt, sicherte dem Betrieb in NÖ vermutlich das Überleben, denn als die Konkurrenz in den 80er Jahren das Sortiment verkleinerte, setzte man hier auf Vielfalt.

Friedrich Riess im Lager - neuerdings wieder sehr beliebt ist die Milchkanne: "Seit der Biowelle gibt es dafür wieder eine Verwendung".

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Ehemalige C-Artikel, also jene Artikel, die nur in kleinen Losgrößen hergestellt wurden, sind heute für das Unternehmen häufig A-Artikel.

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Mit dem Pfännchen wird von Do & Co im Flugzeug die Mahlzeit serviert. Begonnen hat man mit der Fertigung von 300 Stück. Jetzt fertigt man das Produkt für mehrere Fluglinien auch in Deutschland in Losgrößen von mehreren tausend Stück.

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"Wir lagern für unsere Kunden", sagt Friedrich Riess. Insgesamt rund 4.000 Artikel, verpackt nur in Papier - aus Umweltschutzgründen.

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Reklamiert wird ohne Grenzen. Der Topf dürfte wohl einige Zeit zu lange auf der Herdplatte verbracht haben...Für das Service heimste Riess Kelomat bereits Lob von den Konsumentenschützern ein (Heft 5/2006): "Bei Firma Riess Kelomat reklamierten wir wegen der Bodenwölbung von zwei Bratpfannen, die etwa drei Jahre alt waren. Obwohl keine Rechnungen vorhanden waren, bekamen wir ohne Probleme zwei neue Pfannen auf Garantie."

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Die Unternehmensphilosphie laut Friedrich Riess: "Wir sind ein Tausendfüßler." Und die leben bekanntlich länger..(Regina Bruckner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.11.2006/red)

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