Bild nicht mehr verfügbar.

Hohe Schuhe sind gesunden Venen nicht zuträglich

Foto: apa/dpa/Rolf Haid
Wadenkrämpfe gehören zwar zu den möglichen Beschwerden der dicken geschlängelten Beinvenen, verantwortlich für die Namensgebung ist jedoch der mittelhochdeutsche Begriff "krumpe Ader" (=krumme Ader). Unterschätzt wird die Rolle, die gesunde Venen für den Organismus spielen.

Wichtiges Transportsystem

Unbeschadete Venen dienen als funktionierendes Transportsystem zur Beförderung des Blutes zurück zum Herzen. Keine leichte Aufgabe, denn der Blutfluss erfolgt permanent gegen die Schwerkraft.

Unterschieden wird ein tiefes und ein oberflächlich gelegenes Venensystem. Diese kommunizieren miteinander über die so genannten Perforansvenen (Verbindungsvenen). Beim Gesunden fließt das Blut immer vom oberflächlichen in das tiefe Venensystem, das 90 Prozent der Gesamtblutmenge zurück zum Herz transportiert.

Zwei Mechanismen sorgen für das funktionierende Einbahnsystem

In den Venen finden sich Klappen - die segelförmigen Ausstülpungen an zwei gegenüberliegenden Stellen der Gefäßwand wirken wie ein Ventil. Fließt das Blut in Richtung Herz, legen sich die Segel an die Gefäßwand an und das Blut fließt ungehindert durch. Bewegt sich der Blutfluss in die falsche Richtung, klappen sich die Ausstülpungen auf und versperren den Weg. Der Rückstrom in das Bein wird so verhindert.

Unterstützt werden die Venenklappen von der Muskelpumpe. Bei Anspannung der Beinmuskulatur werden die Venen komprimiert und das Blut in Richtung Herz gepresst.

Warum gerade ich?

70 bis 90 Prozent aller Krampfadern entstehen primär. Grundlage dafür bildet eine konstitutionelle Venenwandschwäche oder ein angeborener Defekt der Venenklappen. Erbliche Belastung, hormonelle (Schwangerschaft) und auch mechanische Einflüsse (Adipositas, Stehberuf) erzeugen irgendwann einen Blutstau und schließlich eine Erweiterung der schwachen Venen.

Wie machen sie sich bemerkbar?

Varizen machen schwere, müde Beine. Noch deutlicher spürt man sie nach langem Sitzen, Stehen und bei hohen Außentemperaturen. Abends klagen die Betroffenen vor allem im Knöchelbereich über Schwellungen. Diese Wassereinlagerungen (Ödeme) können ein unangenehmes Spannungsgefühl erzeugen. Manchmal treten auch nächtliche Wadenkrämpfe auf.

Nicht harmlos

Dass Varizen keine harmlose Erkrankung sind, bestätigt sich für viele leider erst nach dem Eintreten zum Teil lebensbedrohlicher Komplikationen, wie Venenentzündungen (Thrombophlebitiden), Thrombosen und Lungenembolien. Bricht eine Krampfader auf, kann ein rascher hoher Blutverlust zum ernsthaften Problem werden. Langfristig sichtbar werden die Zeichen einer chronisch venösen Insuffizienz auf der Haut. Bräunliche Verfärbung (Hyperpigmentierung), Verdickung (Dermatosklerose), nässende Ekzeme (Stauungsdermatitis) und venöse Beingeschwüre (Ulcus cruris) können sich entwickeln.

Primäre Krampfadern

Die primären Varizen (Krampfadern) werden danach unterschieden, welche Venen des oberflächlichen Venensystems betroffen sind. Von medizinischer Bedeutung ist besonders die Stammvenenvarikosis (Veränderung der beiden venösen Hauptstämme), die oft in Kombination mit der Perforansvarikosis (bei den Verbindungsvenen) oder den Seitenastvarizen auftritt. Unbehandelt neigen diese besonders häufig zu Komplikationen.

In kleinen venösen Nebenästen können sich retikuläre Varizen bilden. Diese sind netzförmig und unregelmäßig verteilt.

Besenreiser sind oberflächliche venöse Verästelungen, die vor allem im Bereich des äußeren Oberschenkels und in den Kniekehlen auftreten. Manchmal werden sie als ausschließlich kosmetisches Problem abgehandelt. Sie können aber auch auf ein Problem im tiefer liegenden Venensystem hinweisen.

Sekundäre Krampfadern

Die Ursache sekundärer Krampfadern findet sich im tiefen Venensystem und ist immer Folge einer anderen Venenerkrankung. Die Verstopfung einer tiefen Vene (tiefe Beinvenenthrombose) beispielsweise verursacht einen inkompletten Schluss der Venenklappen in den Verbindungsvenen: Das Blut wird entgegen der korrekten Richtung von den tiefen in die oberflächlichen Venen transportiert. Diese dehnen sich unter dem zunehmenden Blutvolumen sackförmig aus. Das typische Bild der geschlängelt verlaufenden Krampfader entsteht.

Diagnose durch den Arzt Ist das Krampfaderleiden nicht schon offensichtlich, so gibt ein Gespräch mit dem Betroffenen bereits erste Hinweise. Der Mediziner achtet auf geschwollene Beine (Beinumfangsdifferenz) und Hautveränderungen. Zusätzlich gibt eine ganze Reihe von apparativen Untersuchungsmethoden. In Österreich ist die farbcodierte Duplexsonografie Standard. Mit Hilfe dieser Ultraschalluntersuchung lassen sich für das gesamte Gefäßsystem morphologische und funktionelle Aussagen treffen. Ein rein bildgebendes Verfahren ist die Phlebographie. Bei dieser invasiven Technik wird mit Hilfe eines Kontrastmittels das Venensystem radiologisch dargestellt. (phr)