Wien - Das gesetzliche Pensionsantrittsalter liegt in den 15 "alten" EU-Ländern fast einheitlich bei 65 Jahren. Nur Frankreich schert mit 60 Jahren deutlich aus. In Deutschland hat die dortige Große Koalition sich nun endgültig auf eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters von 65 auf 67 Jahre geeinigt, allerdings erst schrittweise von 2012 bis 2029. In Österreich hatten bis zuletzt immer alle Parteien versichert, dass eine Anhebung auf 67 Jahre wie in Deutschland nicht notwendig sei.

Der Pensionsexperte Bernd Marin hat sich nun dafür ausgesprochen, auch in Österreich eine Anhebung durchzuführen. Es wäre ein Fehler, langfristig das Pensionsalter nicht "dem enormen Lebenszuwachs" anzupassen. "Das machen alle Länder", sagte Marin in der ZiB 3 des ORF in der Nacht auf Mittwoch. "Wenn wir uns davon ausnehmen, werden wir einen bitter hohen Preis dafür zahlen", warnte er.

Aus dem Büro von Arbeitsminister Martin Bartenstein (V) hieß es auf Anfrage der APA, dass eine Anhebung des Pensionsantrittsalters in Österreich überhaupt nicht zur Diskussion stehe. Immerhin habe sogar die EU Österreich zugebilligt, das einzige EU-Land zu sein, das nachhaltig die Pensionssicherung durchgeführt habe. Der ÖGB hat sich ebenfalls strikt gegen den Marin-Vorschlag ausgesprochen. "Es macht wenig Sinn, ständig die gleiche Sau durch das Dorf zu treiben", meinte Richard Leutner, Leitender Sekretär im ÖGB. Statt die Forderung nach Anhebung des Pensionsalters in den Raum zu stellen, sei es viel wichtiger, Maßnahmen zu setzen, um ältere Arbeitnehmer in Beschäftigung halten zu können.

Die scheidende Sozialministerin Ursula Haubner (B) erteilte Überlegungen, das Pensionsantrittsalter anzuheben, ebenfalls eine klare Absage. "Österreich nimmt europaweit eine Vorbildfunktion ein", was auch eine EU-Studie bestätige. Haubner forderte die Koalitionsverhandler in SPÖ und ÖVP auf, "Belastungen wie die Erhöhung des Antrittsalters und des Rentenbeitrages in Österreich nicht zum Thema zu machen". Und Seniorenbundobmann Andreas Khol (V) betonte, er "schließe eine Erhöhung des Pensionsalters auf 67 für Österreich aus". Aufgrund der Pensionsreformen seit 1997 seien auch laut einer Studie der EU-Kommission "die Pensionen bis über das Jahr 2050 hinaus in voller Höhe gesichert", so Khol. (APA)