"Blick in die Zukunft" nannte Vagit Alekperow einen Aufsatz zum Ölbusiness. Darin beklagt er sich über die russischen Ölspekulanten der hitzigen 90er-Jahre, die ob der schnellen Auf- und Verkäufe keine Zeit für eine strategische Entwicklung ihres Business aufbrachten. Lediglich Lukoil und drei weitere Kompanien hätten eine relativ stabile Entwicklung hingelegt.

Lukoil: Der Konzern gilt nicht nur als beste russische Ölgesellschaft, die 151.000 Mitarbeiter beschäftigt, sondern verfügt auch über die größten Ölreserven. Den Vorstandsvorsitz hat der aus Aserbaidschan stammende Alekperow inne, laut letzter Forbes-Liste mit 12,7 Mrd. Dollar Privatvermögen der zweitreichster Russe.

Was Alekperow, der 13 Prozent an Lukoil hält, nun unter wirklichen Zukunftsperspektiven versteht, hat er dieser Tage dargelegt. Gemäß der Konzernstrategie für die nächsten zehn Jahre soll Lukoil zum siebtgrößten Ölkonzern weltweit aufsteigen.

112 Milliarden Dollar an Investitionen

Die Marktkapitalisierung veranschlagt er dabei auf bis zu 200 Mrd. Dollar, was ein etwa dreifaches Wachstum bedeutet. Entsprechend dem optimistischen Entwicklungsszenario, das bis 2016 einen Ölpreis von 75,8 Dollar je Barrel voraussetzt, will Lukoil 112 Mrd. Dollar in die Produktion investieren, zwei Drittel davon in geologische Erkundung und Förderung.

Und selbst beim Negativszenario mit 44 Dollar je Barrel sind Investitionen von 78 Mrd. Dollar vorgesehen. "De facto planen wir die Hauptparameter des Konzerns zu verdoppeln", erklärte Alekperow. In ganz Russland wurden 2005 470 Mio. Tonnen Öl gefördert, davon 251 Mio. Tonnen exportiert. Lukoil hat 90,1 Mio. Tonnen gefördert und einen Reingewinn von 6,4 Mrd. Dollar eingefahren, die Vorräte werden mit 20,07 Mrd. Barrel Öläquivalent beziffert. Der Konzern unterhält weltweit rund 6000 Tankstellen, davon knapp ein Drittel in den USA und ein Viertel in Europa.

Alekperow akzentuiert, dass sein Konzern vor allem als internationales Unternehmen wachsen soll. "Lukoils Zukunft ist mit zwei Märkten verbunden", sagte Vizechef Leonid Fedun: "Dem amerikanischen und dem chinesischen." Und innerhalb Russlands - das sich zuletzt zu wenig um die Erkundungen neuer Reserven bemühte -ist Lukoil mit einem unlängst gelungenen Fund eines Feldes mit 600 Mio. Tonnen Erdöl (der größte Fund seit dem Ende der Sowjetunion) eine Ausnahme. (Eduard Steiner aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29.10.2006)