Budapest - Der ungarische Philosoph und Lukacs-Schüler
György Bence ist am Samstag im Alter von 65 Jahren in Budapest
gestorben. Der konservative Denker und Publizist sei "mit tragischer
Plötzlichkeit" aus dem Leben geschieden, berichtete die von ihm mit
herausgegebene Internetzeitung "Metazin.hu" am Sonntag, ohne weitere
Einzelheiten zu nennen. Der Philosoph, der zuletzt als Professor an
der Universität Budapest lehrte, war Ende der 70er Jahre einer der
Vordenker der demokratischen Opposition gegen das kommunistische
Regime in Ungarn.
Schüler Georg Lukacs
Bence war ein Schüler des marxistischen ungarischen Philosophen
Georg Lukacs (1885-1971). 1972 veröffentlichte er zusammen mit Janos
Kis und György Markus auf nichtoffiziellem Weg die philosophische
Studie "Wie ist eine kritische Wirtschaftstheorie möglich?", in der
die drei Lukacs-Schüler den real existierenden Sozialismus einer
Kritik auf marxistischer Grundlage unterzogen. In der Folge erhielten
sie vom Regime Berufsverbot.
Unterschriftensammlungen
Zusammen mit Kis organisierte Bence in Ungarn
Unterschriftensammlungen für die tschechoslowakische
Bürgerrechtsbewegung Charta 77. Nach der demokratischen Wende vor 17
Jahren wurde er rehabilitiert. Seine philosophische Position näherte
sich zunehmend dem Konservativismus an. Ende der 90er Jahre war er
Berater des damaligen rechts-konservativen Ministerpräsidenten Viktor
Orban. (APA/dpa)