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Foto: APA/dpa/Roland Weihrauch
Wien - Der Verbund warnt vor einem Strom-Blackout im kommenden Winter: Die Belastung der Nord-Süd-Stromleitungen steige in den Wintermonaten wieder dramatisch an. Engpassmanagement sei seit vergangener Woche erforderlich, der erste Phasenschiebertransformator in Kaprun ist seit Dienstag in Betrieb, so der Verbund in einer Pressemitteilung.

"Der kommende Winter wird wieder zur echten Belastungsprobe für die Versorgungssicherheit. Es wird sich zeigen, ob unsere umfangreichen Notmaßnahmen, die wir in den letzten Wochen und Monaten gesetzt haben, ausreichen, um die Lücken im österreichischen Höchstspannungsnetz zu überbrücken", sagte Heinz Kaupa, technischer Vorstandsdirektor der Verbund-Netztochter APG (Austrian Power Grid), angesichts der ersten kalten Tage.

In den Wintermonaten verschärfe sich durch den erhöhten Energiebedarf die Situation entlang der Nord-Süd-Verbindung "dramatisch", betonte Kaupa. Der Verbund setze seit vergangener Woche wieder kostenintensive Engpassmanagement-Maßnahmen, um das Netz zu schützen und die Versorgung des Südens Österreichs mit elektrischer Energie sicherzustellen. Für 2005 hat der Verbund die Kosten mit 17 Mio. Euro beziffert, heuer dürfte sie in etwa gleich hoch sein.

Mehrbelastungen

Ein zentraler Inhalt des umfangreichen Maßnahmenpakets, das die APG in den letzten Wochen und Monaten geschnürt hat, um für die Mehrbelastungen des Winters gerüstet zu sein, sind drei so genannten Phasenschiebertransformatoren, die entlang der kapazitätsschwachen 220-kV-Verbindungen von Nord- nach Südösterreich installiert werden. Heute ging der erste Transformator in Kaprun in Betrieb. Zwei weitere sollen im November in Ernsthofen (Oberösterreich) und in Ternitz (Niederösterreich) in Betrieb gehen.

Diese speziellen Transformatoren regulieren wie Wasserhähne in einem Wasserleitungsnetz den maximalen Leitungsdurchfluss und sind eine allerletzte Maßnahme, um die physikalische Überlastung der Leitungen zu verhindern. Mit den Phasenschiebern sollte man heuer über die Runden kommen, erwarte APG-Betriebsdirektor Wolfgang Haimbl. Diese seien aber keine dauerhafte Lösung für die nächsten fünf Jahre.

Das Engpassmanagement für die Netzstabilisierung umfasse weiters Eingriffe in den Kraftwerksbereich. Auf der Nachfrageseite gebe es mit Industriebetrieben in der Steiermark außerdem bereits Gespräche über eine mögliche freiwillige Verbrauchsreduktion, sagte Haimbl.

Lückenschluss

"Eine echte und dauerhafte Lösung kann allerdings nur der Lückenschluss im 380-kV-Netz sein", betonte Kaupa. in der heutigen Pressemitteilung. Dabei handelt es sich um die seit mehr als 20 Jahren geplante so genannte Steiermark-Leitung vom südburgenländischen Rotenturm ins steirische Kainachtal sowie um eine 380-kV-Leitung vom oberösterreichischen St.Peter/Ranshofen nach Kaprun. Der Verbund und andere Stromexperten warnen immer wieder vor eine Überlastung der Nord-Süd-Verbindung. Schlimmstenfalls könnte es zu einer Trennung in eine Nord- und Südzone kommen, heißt es.

Eine erhebliche Zusatzbelastung für das Stromnetz brachten die Stürme am Wochenende - es wurde deutlich mehr Windenergie eingespeist. Probleme bereiteten die Volatilität und die schwierige Prognostizierbarkeit. Die Leistung könne sich innerhalb einer Stunde um bis zu 500 MW ändern, das entspreche in etwa zwei Donaukraftwerken. (APA)