Poltrona Frau hat 2001 Thonet übernommen und geht jetzt an die Börse.

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Mailand - Um eine weitere Internationalisierung und Expansion der sieben Luxusmöbeltöchter zu ermöglichen, geht der italienische Nobel-Möbelbauer Poltrona Frau an die Mailänder Börse. Die Luxusmöbelgruppe, zu der seit 2001 auch die Gebrüder Thonet Vienna GmbH zählen, will in den kommenden Jahren um 15 Prozent jährlich wachsen und peilt bis 2008 einen Umsatz von 400 Millionen Euro an.

Rund 35 Prozent des Kapitals im Wert von etwa 100 Mio. Euro werden über die Börse verkauft. Das öffentliche Verkaufsangebot startete zu Wochenbeginn und endet am 9. November. Kosten sollen die Aktien zwischen 1,8 und 2,2 Euro. 30 Prozent des Gewinnes sollen künftig als Dividende ausschüttet werden. Poltrona Frau zählt damit zu den ersten Möbelherstellern Italiens, die den Börsengang wagen.

"An der Börse zu notieren ist für uns auch ein Marketing- instrument", meinte der Präsident des italienischen Unternehmerverband und Fiat-Präsident Luca di Montezemolo. Montezemolo zählt gemeinsam mit den Unternehmern Diego della Valle (Tod's Schuhe) und Vittorio Merloni (Indesit Haushaltsgeräte) zu den Gründern der Fondsgesellschaft Charme, die sich vor wenigen Jahren bei Luxusmöbeln engagierte und unter anderem Poltrona Frau erwarb.

Charme wird auch nach dem Börsengang noch die absolute Mehrheit an Poltrona Frau kontrollieren. Die aggressive Akquisitionspolitik der vergangenen Jahre sei mit der Übernahme der Designfirmen Cassina und Cappellini nun endgültig abgeschlossen, bestätigte Montezemolo.

Expandiert soll im Vertrieb werden. Fünf neue Poltrona-Frau-Monomarkengeschäfte sollen eröffnet werden. Auch die Internationalisierung - vor allem in Asien und im Nahen Osten - soll vorangetrieben und die Effizienz der Gruppe durch gemeinsame Synergien verstärkt werden.

Die Gebrüder Thonet haben im vergangenen Sommer ihr letztes Werk in Österreich, in Friedberg (Steiermark), geschlossen. "Wir produzieren Thonet-Möbel nun ausschließlich in Italien", bestätigte Firmenchef Giuliano Mosconi die Produktionsauslagerung. (Thesy Kness-Bastaroli, Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.11.2006)