Wien - Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ), ein der ÖBB nahe stehender Verein, fordert die Einführung einer Citymaut und verweist auf Vorbilder in Skandinavien und Großbritannien. "In London funktioniert die Maut gut und soll jetzt ausgeweitet werden. Oslo und Stockholm haben ebenfalls gute Erfahrungen damit gemacht, wir sollten das auch in Österreich versuchen", sagte Martin Blum vom VCÖ am Freitag bei der Präsentation einer Studie über "Energieeffizienz des Verkehrs in Österreich".

Der Studie zufolge ist der Verkehr hauptverantwortlich für den rasch zunehmenden Energieverbrauch im Land. Während der gesamte Energieverbrauch Österreichs laut Blum seit 1980 um 41 Prozent gestiegen sei, habe sich der Energieverbrauch des Verkehrs mehr als verdoppelt. 82 Prozent der Energie werde von Pkw und Lkw verbraucht. Aufgrund der großen Importabhängigkeit Österreichs bei Erdöl schlage sich dies auch negativ in der Handelsbilanz nieder. Letzten verfügbaren Berechnungen zufolge hat Österreich im Jahr 2004 insgesamt 7,56 Mio. Tonnen Erdöl importiert, was einem Wert von etwa 4,5 Mrd. Euro entsprochen hat.

Gestaffelter Betrag

In Wien sei das Gebiet innerhalb des Gürtels für eine Citymaut besonders geeignet. Als Höhe für eine entsprechende Bemautung schlägt Blum einen gestaffelten Betrag von bis zu drei Euro je Fahrt in Spitzenzeiten vor. In schwächeren Zeiten am Vormittag oder Nachmittag könnte der Tarif verbilligt, am Wochenende und in der Nacht auf null reduziert werden, wie dies auch in Skandinavien praktiziert werde. Für sinnvoll hält Blum auch eine Deckelung bei etwa sechs Euro pro Tag, was in etwa den Kosten einer Tageskarte für öffentliche Verkehrsmittel in Wien entspricht. Das eingenommene Geld sollte großteils für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs verwendet werden, der in puncto Energieverbrauch am effizientesten sei.

Weiter negativ beurteilt der VCÖ den geplanten Bau des Tunnels unter der Lobau. "Es wurden gar keine Alternativen geprüft", kritisiert der Verkehrsclub. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.11.2006)