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AP Photo/Katsumi Kasahara

"Die Restrukturierung von Sony dauert wohl länger, als Herr Stringer gedacht hat." Tatsuya Mizuno von Fitch Ratings Tokio erkennt die Bemühungen von Howard Stringer als erstem nicht-japanischen Chef an der Spitze des einstigen japanischen Paradeunternehmens Sony zwar als lobenswert an, sieht aber noch wenig Licht am Ende des Restrukturierungsprogramms. Just als Stringer erste Erfolge durch die Schließung von elf unausgelasteten Produktionsstandorten und dem Nicht-nachbesetzen von rund 10.000 Arbeitsplätzen verbuchen konnte, platzte die Nachricht herein, dass Sony weltweit 9,6 Millionen Notebook-Akkus austauschen muss.

Überhitzt

Die Lithium-Ionen-Akkus für Laptops, wie sie Dell, Toshiba, Hitachi oder Sony selbst ins Vaio-Notebook eingebaut hatten, können durch Überhitzung in Brand geraten. Die Rückholaktion wird Sony nach konzerneigenen Schätzungen 51 Mrd. Yen (343 Mio. Euro) kosten. Der Akutfall mit den Akkus hat das gravierende Problem mit der Playstation 3, deren Marktstart mehrmals verschoben werden musste, ein wenig aus den Schlagzeilen verdrängt.

Druck

Das Beispiel von Sony, das einst mit der Erfindung des Transistorradios oder dem Walkman der Konkurrenz an Ideenreichtum voraus war, ist nur eines von Japans Elektronikkonzernen, die unter Druck stehen. Alle kämpfen mit hohen Kosten, immer kürzeren Produktzyklen und Innovationsdruck, geringen Margen und Billigkonkurrenz aus Asien. Koichi Hariya, Analyst bei Mizuho Securities Japan, sieht die Wettbewerbsfähigkeit von Elektronik aus Japan im globalen Markt schwinden: "Heute kommen DVD-Player auch aus China oder Korea. Früher hatten beispielsweise japanische Unternehmen zu hundert Prozent den VHS-Markt in der Hand.

Neuorientierung

Sony, Matsushita & Co orientieren sich neu - mit mehr oder weniger positiven Aussichten. Das legte die Präsentation der Halbjahresbilanzen (das Geschäftsjahr in Japan dauert bis März) vergangene Woche in Tokio offen. Tatsuya Mizuno von Fitch Ratings: "Das Umfeld für diese Unternehmen ist derzeit gut. Sie alle profitieren vom Wachsen der japanischen Wirtschaft." Aber keines von ihnen dürfe die Reorganisation aus den Augen verlieren, ergänzt Elektronikexperte Hariya.

Aus der Defensive

Matsushita Electric Industrial und Sharp Corporation gehören zu den profitabelsten Elektronikspezialisten Japans. Vor ein paar Jahren war etwa Matsushita von den Analysten als hoffnungsloser Fall abgeschrieben worden, jetzt ist es mit Panasonic-Flachbildschirmen erfolgreich und hat im vergangenen Geschäftsjahr den höchsten Gewinn seit 15 Jahren geschrieben. Matsushita (Plasmatechnologie) und Sharp (LCD-Technologie) haben mit aggressiver Preispolitik jeweils mehr als 50 Prozent Marktanteil in ihrem Segment errungen. Was Matsushita fehlt, ist ein erfolgverdächtiges Folgeprodukt am Markt.

Alternative Produkte

Eine neuartige wiederaufladbare Batterie und Investitionen in die Sonnenenergie sind zwei der Eckpunkte im Sanierungskonzept, um Sanyo Electric wieder in die Gewinnzone zu bringen. Das Management musste für das abgelaufene Geschäftsjahr im Frühjahr einen Nettoverlust von 1,4 Milliarden Euro bekannt geben.

Toshiba und Hitachi, die beiden größten Elektronikkonzerne Japans, konzentrieren sich stark auf das Energiegeschäft. Toshiba erwarb heuer 77 Prozent der Anteile an Westinghouse, einem Kraftwerksbauer in den USA. Hitachi brachten die eigenen Turbinen ins Trudeln, weil sie nicht wie geplant liefen.

Explosion ohne Folgen

Für Sony sind die Aussichten trotz des Akku-Debakels laut Analysten nicht schlecht. Im Vorjahr bilanzierte man positiv und der stellvertretende Generaldirektor Katsumi Ihara sagte, dass man 2006/07 die Auslieferung von LCD-TV verdoppeln könne, die Fernsehsparte dann wieder positiv würde. Das Geschäft mit Kameras (Digi-Cams und Camcordern) läuft bereits gut.

Konsolen-Krach

Der Schwachpunkt bleibt das Spielgeschäft. Die hohen Entwicklungskosten für die Playstation 3 machen jede Aussicht auf einen baldigen Gewinn in dieser Sparte zunichte. Die Playstation 2 hatte 70 Prozent Marktanteil, aber niemand weiß, ob die Kunden auch das 3er-Modell kaufen werden. In Japan und USA soll die Spielkonsole Mitte November, in Europa erst im März auf den Markt kommen. (Andrea Waldbrunner, DER STANDARD Printausgabe, 4.11.2006)