Bild nicht mehr verfügbar.

Lakshmi Mittal leitet das Unternehmen, sein Sohn Aditya ist für die Finanzen zuständig, Tochter Vanisha arbeitet als Direktorin.

Foto: Reuters/Kamal Kishore
Brüssel - Der indische Stahlmilliardär Lakshmi Mittal ist seit Montag Chef des weltgrößten Stahlkonzerns Arcelor Mittal. Er löse wenige Monate nach der Übernahme von Arcelor den bisherigen Chef und früheren Arcelor-Manager Roland Junck an der Spitze ab, teilte das Unternehmen am Montag mit.

"Mit dieser Veränderung stellen wir klar, wer das Unternehmen führt", sagte Joseph Kinsch, Vorsitzender des Direktoriums.

Mit der Ernennung zum Chef ist die Karriere des 56-jährigen Mittal nun wohl am Höhepunkt angekommen. Der praktizierende Yoga-Anhänger führt einen Stahlkonzern, der drei Mal größer ist als sein nächster Rivale und etwa zehn Prozent der weltweiten Stahlproduktion erzeugt. Im dritten Quartal erwirtschaftete das Unternehmen einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 4,35 Mrd. Dollar (3,41 Mrd. Euro) bei einem Umsatz von 22,1 Mrd. Dollar. Damit lagen die Zahlen leicht über den Erwartungen der Analysten.

Ernennung "überfällig"

Ein Londoner Analyst, der nicht genannt werden wollte, bezeichnete die Ernennung Mittals zum Chef als überfällig. "Jeder wusste, wer eigentlich der Chef des Unternehmens war. Daran hat sich ja nichts geändert. Aber warum mussten die Investoren so lange auf die offizielle Ankündigung warten?"

Der indische Stahlkonzern Mittal, an dem die Familie Lakshmi Mittals etwa 87 Prozent hält, hatte nach der Übernahme von Arcelor im Sommer zugesichert, dass ein Arcelor-Manager das fusionierte Unternehmen führt. Allerdings sind bereits seit längerem Mitglieder der Familie im Top-Management: Mittals Sohn Aditya ist für die Finanzen zuständig, Tochter Vanisha arbeitet als Direktorin.

Mittal hatte im Jänner Arcelor mit einem Gebot überrascht. Das Offert stieß beim Management des luxemburgischen Konzerns monatelang auf erbitterten Widerstand. Das Angebot wurde mehrmals verbessert; letztendlich zahlte Mittal etwa 26 Mrd. Euro für den Zusammenschluss.

Verkauf von Dofasco unklar

Ein Verkauf des kanadischen Stahlherstellers Dofasco an den Düsseldorfer Konzern ThyssenKrupp ist noch immer unklar. Die Angelegenheit sei noch nicht abschließend entschieden worden, sagte Lakshmi Mittal. Der Wechsel an der Spitze des Unternehmens werde auf die Entscheidung aber keinen Einfluss haben, sagte er.

Mittal hatte im Frühjahr eine Vereinbarung mit ThyssenKrupp geschlossen, im Falle einer Arcelor-Übernahme Dofasco für 3,8 Mrd. Euro an den Düsseldorfer Konzern zu verkaufen. Arcelor hatte sich während der Übernahmeschlacht gegen einen Verkauf von Dofasco ausgesprochen und die Aktien in eine niederländische Stiftung überführt, um den Verkauf zu verhindern. Ende September hatte Arcelor Mittal jedoch bekräftigt, Dofasco an ThyssenKrupp abgeben zu wollen. Eine Entscheidung der Stiftung soll im November fallen.

Es sei nun an der Stiftung, eine Entscheidung diesbezüglich im Interesse aller Aktionäre zu treffen, sagte Lakshmi Mittal am Montag. (APA/Reuters)