Dass in der österreichischen Kirche einiges zum Himmel stank, ist bekanntlich auch dem Wiener Erzbischof nicht verborgen geblieben. Unlängst fand er die Belästigung seiner empfindlich gewordenen Geruchsnerven wieder ganz arg. Er beschwerte sich also oben, ganz oben, aber da war er an der falschen Adresse. Für die Rossäpfel der Fiakerpferde auf dem Stephansplatz erklärte sich die höchste Instanz als nicht zuständig. Also beschwerte sich der Erzbischof oben, aber diesmal nicht ganz, sondern beim Wiener Bürgermeister. Im Rathaus fühlte man mit der erzbischöflichen Nase, konnte jedoch reinen Herzens darauf verweisen, dass allenthalben bereits an der Bereinigung der schmutzigen Causa gearbeitet werde. Längst hatte man die Parole "Zweitausend Jahre Pferdemist sind genug!" ausgegeben. Wozu schließlich hatte Wien eine Verkehrspolitik, die mit Fug und Rechte behaupten konnte, mutig, zukunftsweisend und innovativ zu sein? Hier war man es gewohnt, ein Problem bei der Wurzel zu packen. Also erfand die Wiener Verkehrspolitik die Windelhose für Fiakerpferde. Warum nur war da früher niemand draufgekommen? Früher, als es in der Stadt als Verkehrsmittel nur Pferde und viel mehr Mist gab? Nun fanden zwar manche Menschen, auch Autoabgase würden übel riechen. Aber der Erzbischof gehörte nicht dazu, denn auf dem Stephansplatz durften Automobile nicht fahren. Der Erzbischof war glücklich, weil die Stadtväter gleich ein Gesetz machten, und nun nichts mehr zum Himmel stank. Eines Nachts jedoch erschien ihm im Traum der heilige Franziskus. Er sagte nichts. Er trug einen Stock. Er vergaß sich. Er prügelte den Erzbischof windelweich. Daniela Strigl ist freie Journalistin in Wien.