Eine Entscheidung der Londoner Behörde, die sich bei der Beurteilung von andernorts in der EU ethisch heftig umstrittenen Projekten bisher sehr liberal gezeigt hat, wird in den nächsten Monaten erwartet.
Das Forscherteam um Lyle Armstrong von der Universität in Newcastle upon Tyne will menschliches Genmaterial in Eizellen von Kühen einpflanze. Die WissenschafterInnen begründen dieses Ansinnen damit, dass man durch die Vermischung mehr über die genetische Programmierung von Körperzellen erfahren und auf ethisch unbedenkliche Weise embryonale Stammzellen gewinnen könne. Zwar betonen die ForscherInnen selbst, dass dies erst in Jahrzehnten der Fall sein würde, aber immerhin sollten am Ende neue Therapien für Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer stehen.
Embryonale Stammzellen, die sich in fast alle Zelltypen entwickeln können und daher als mögliche künftige Reparaturwerkzeuge für degeneriertes oder erkranktes Gewebe Hoffnungsträger der Medizin sind, werden bisher aus Embryos hergestellt. Aus solchen, die bei künstlicher Befruchtung übrig bleiben. Da die Embryos dabei zerstört werden, ist die Stammzellgewinnung ethisch äußerst umstritten.
Kuhmenschen
Armstrong et alii setzen daher auf Kuhmenschen: Sie wollen die DNA enthaltenden Kerne aus Kuh-Eizellen entfernen und durch Kerne menschlicher Körperzellen ersetzen. Die Embryonen, deren Erbgut nur noch zu 0,1 Prozent von der Kuh stammen würde, sollen sich dann zu einer Blastozyste entwickeln - einem Haufen von etwa 300 Zellen. Ihm will das Team die Stammzellen entnehmen und prüfen, ob der Zellkerntransfer funktioniert und wie die Zellen neu programmiert werden. Die so geklonten Embryos - nur noch zu 99,9 Prozent menschlich - sollen nach 14 Tagen (ethisch vermeintlich unbedenklich) zerstört werden. Durch Einpflanzen menschlichen Erbmaterials in Kuh-Eizellen trete "die Stammzellenforschung in das nächste Stadium ein", frohlockte Armstrong.