"Eine Reanimation der Gespräche zwischen SPÖ und ÖVP wäre vergebene Liebesmüh'". Sprach Heinz Fischer am 21. Jänner 2000 als SPÖ-Verhandler. Vielleicht sagt er es schon bald wieder. Diesmal als Bundespräsident. Denn das aktuelle Klima zwischen SPÖ und ÖVP erinnert stark an 1999/2000.

SPÖ-Chef Viktor Klima wurde nach dem Scheitern der rot-schwarzen Gespräche am 21. Jänner 2000 von Bundespräsident Thomas Klestil, der sich (wie Heinz Fischer jetzt) offen für eine große Koalition stark gemacht hatte, mit Gesprächen "über eine SP-geführte Regierung, die über keine Mehrheit im Parlament verfügt und in der auch unabhängige Experten aufgenommen werden sollen", beaufragt. Klima sprach illusionsfrei von einer "Notmaßnahme" und ging ans Werk. Nicht nur er. ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel bandelte mit Jörg Haider an.

Am 21. Jänner 2000 "schien alles möglich", schrieb Standard-Chefredakteur Gerfried Sperl in seinem Buch Der Machtwechsel - doch noch Rot-Schwarz, auf die Schnelle Schwarz-Blau oder überfallsartig eine Minderheitsregierung. Ministerin Gehrer räumte bereits ihr Büro.

Klima wollte übers Wochenende ein Minderheitskabinett mit unabhängigen, teils FP-nahen Experten basteln. Am 25. Jänner verhandelten VP und FP - Klima war gescheiterter Minderheitskanzler-Aspirant. Zehn Tage später schritt Schwarz-Blau unterirdisch zur Angelobung. (nim/DER STANDARD, Printausgabe, 9. November 2006)