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Foto: Archiv
Der drittgrößte österreichische Mobilfunkbetreiber One will das Geschäft mit Musik am Handy ankurbeln und damit eine neue Einnahmequelle erschließen. Nach Sprache, SMS-Textmitteilungen und Fotos wird "mobile music" das nächste große Thema für den Massenmarkt sein, sagte One-Chef Jorgen Bang-Jensen vor Journalisten in London. Das ursprünglich für Ende 2007 gesteckte Ziel, die 2-Mio.-Kundenmarke zu überspringen, hat One indes bereits vergangene Woche erreicht.

Musik für unterwegs

Jeder fünfte Österreicher hört einer von One im Oktober 2006 unter 1.000 Österreichern ab 14 Jahren durchgeführten Umfrage zufolge außer Haus fast ständig Musik. 14 Prozent davon nützen dazu einen MP3-Player oder Apples Musikplayer iPod, nur 7 Prozent verwenden zum Musikhören ein Handy. Geht es nach dem Wunsch der Mobilfunkbranche, soll das Handy künftig den MP3-Player bzw. den iPod ersetzen. Bisher hat allerdings lediglich ein Viertel der derzeit in Österreich verwendeten Handys einen Musikplayer.

Musikdownloads

Der Umsatz mit Musikdownloads wird sich in Europa Prognosen zufolge heuer auf 280 Mio. Euro belaufen. 2005 waren es erst 121 Mio. Euro, bis 2010 soll die Zahl auf 1,1 Mrd. Euro ansteigen. Legale Musikdownloads stellen Expertenschätzungen zufolge derzeit allerdings nur rund 15 bis 20 Prozent des gesamten Marktes, die restlichen 80 bis 85 Prozent entfallen auf illegale Musikdownloads. Der Grund dafür ist der noch immer sehr hohe Preis, der für das Herunterladen der einzelnen Songs bezahlt werden muss. Bei Apples Online-Musikshop "iTunes" kostet ein Song beispielsweise 99 Cent, bei One auf der 2004 gestarteten Musikplattform "Ladezone" sogar 1,99 Euro.

"4 zu 0 Music"

Mit dem neuen Musik-Pakettarif "4 zu 0 Music", der bei einer Monatsgebühr von 29 Euro u.a. kostenlose Songdownloads aus den Ö3 Top 10 Songs der Austria Top 40 beinhaltet, will One das mobile Musikdownloads für Handykunden verbilligen. "mobile music" soll als neuer Umsatztreiber dazu beitragen, dass trotz des anhaltenden Preisverfalls bei Handydiensten der monatliche Umsatz pro Kunde zumindest gehalten werden kann, so Bang-Jensen. Außerdem bietet One Musikhandys - etwa von SonyEricsson und Nokia - stark verbilligt ab 0 Euro an. "Das ist eine Kampfansage an die MP3-Player und an den iPod, um das Handy als echten MP3-Player-Ersatz zu etablieren", betonte One-Marketingchef Michael Fried.

"Ladezone"

Weiters soll die Kapazität der One-Musikplattform "Ladezone", die derzeit monatlich 50.000 Downloads (allerdings vor allem Klingeltöne) aufweist, in den kommenden Monaten und Jahren von derzeit rund 200.000 auf 2,5 Mio. Lieder aufgerüstet werden. Noch vor Weihnachten sollen die Songs neben dem Handy auch am PC gespeichert und weiterverwendet werden können (so genanntes Dual Delivery).

Klingeltöne keine Lieder

14 Prozent der One-Kunden nützen ihr Handy derzeit als tragbaren Musikplayer, bei den Jugendlichen sind es bereits 41 Prozent. Nur selten werden aber ganze Songs heruntergeladen, meist handelt es sich um Klingeltöne bzw. Teile von Musikstücken. Europaweit gab es Ende 2005 laut Screen Digest 29 Mio. tragbare Musik-Player, bis 2010 sollen es mehr als 80 Mio. werden.

Damit das Geschäft mit "mobile music" wirklich abhebt, müssen legale Musikdownloads allerdings billiger werden. "Die Musikindustrie wird sich diesbezüglich weiterentwickeln", ist Bang-Jensen überzeugt. Von den 1,99 Euro pro Musikdownload gehen derzeit rund 70 Prozent an die Musiklabels, der Rest entfällt u.a. auf die Künstler und rechtliche Abgaben, so Fried. One selbst bleiben "nur wenige Cent".

Viele neue KundInnen

Vor allem dank des "4 zu 0"-Tarifs und der Diskonttochter Yesss! habe One in den vergangenen Wochen viele neue KundInnen dazugewonnen - hauptsächlich auf Kosten der Mobilkom und von tele.ring, meint Bang-Jensen. Da nun mehr Kunden im Netz von One funken, werde man die Netzinvestitionen erhöhen und die Mitarbeiterzahl um 25 auf knapp mehr als 900 Beschäftigte aufstocken. One investiert heuer rund 80 Mio. Euro in den Ausbau des Netzes.

Eigentümerwechsel

"Bitte warten" heißt es hingegen derzeit beim seit Monaten erwarteten Eigentümerwechsel bei One. Der im Sommer geplante und dann ins Stocken geratene Verkauf von One an France Telecom und die US-Investmentgruppe Carlyle wurde kürzlich endgültig abgeblasen, erfuhr die APA aus Branchenkreisen. Die deutsche E.On will ihren 50,1 Prozent-Anteil an One seit Jahren verkaufen, ein komplizierter Syndikatsvertrag hat die Transaktion bisher allerdings immer wieder verhindert. France Telecom und die norwegische Telenor halten an One 17,45 Prozent, die dänische TDC 15 Prozent.(APA)