Positive Erfahrungen mit Mitarbeiterbeteiligungsmodellen zeigen sich in einer gemeinsamen Untersuchung von Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer Österreich. In Zusammenarbeit mit der FH Wr Neustadt wurden über 1700 Arbeitgeber und über 900 Betriebsräte befragt, welches Interesse, welche Erfahrungen und welche Anforderungen sie an Mitarbeiterbeteiligungsmodelle haben.

Über 80 % der befragten Betriebsräte sowie der Arbeitgeber würden bei Gelegenheit das Modell wiederholen. Mitarbeiterbeteiligungsmodelle sind für die Beschäftigten vor allem interessant, wenn es darum geht, an den Erfolgen eines Unternehmens partizipieren zu können. Unternehmer sehen hingegen eine weitere Chancen die Mitarbeiterbindung mit dem Unternehmen zu stärken. Diesen Chancen steht aber auch ein Risiko gegenüber, geben Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer zu Bedenken. Mitarbeiterbeteiligung muss als integraler Bestandteil einer Unternehmenskultur begriffen werden. Dabei müssen Freiwilligkeit, partnerschaftliche Implementierung, Transparenz und Vermeidung unzumutbarer Risiken für die Arbeitnehmer eine wichtige Rolle spielen.

Verstärkte Förderung

Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer fordern eine verstärkte Förderung der Mitarbeiterbeteiligung. Die Rahmenbedingungen sind - abgesehen bei börsenotierten Aktiengesellschaften - nicht ideal und sollten verbessert werden.

Derzeit sind in Österreich ca. 100.000 Beschäftigte in Großunternehmen und weitere 60.000 Beschäftigte im KMU Bereich am Kapital ihrer Arbeitgeberunternehmen beteiligt. Dies bedeutet, dass etwas mehr als 6 % aller Unselbständigen in Österreich bei einem Beteiligungsprogramm dabei sind. International liegt Österreich damit gemeinsam mit Deutschland, Belgien oder Dänemark im Mittelfeld, an der Spitze finden sich Frankreich, Niederlande und Großbritannien, wo zwischen 20 und 30 % der Beschäftigten beteiligt sind. Die bekanntesten Modelle finden sich in Österreich vor allem bei den börsenotierten Gesellschaften, wie etwa Voest, Erste, RHI, OMV, EVN, Telekom. Erst in diesem Frühjahr hat auch die Post ihren Mitarbeitern im Zuge der Teilprivatisierung ein Modell angeboten. Die Varianten reichen dabei von Stiftungsmodellen über die verbilligte Ausgabe von Aktien bis hin zu Modellen mit Stiller Gesellschaft, die vor allem bei GmbHs praktikabel sind.

Stock Option-Pläne

Neben den klassischen Mitarbeiterbeteiligungsmodellen finden sich bei den börsenotierten Gesellschaften noch Stock Option-Pläne für das Top Management. Jedes vierte Unternehmen hat in Österreich auch ein Erfolgsprämienmodell, bei dem Lohnbestandteile an Gewinngrößen oder Bilanzkennzahlen angeknüpft werden.

Die Erfahrungen mit Mitarbeiterbeteiligungsmodellen sind durchwegs positiv. Über 80 Prozent der befragten Betriebsräte und Unternehmer, die über ein Modell verfügen, gaben an, dass sie mit dem Modell zufrieden sind und es bei Bedarf auch wiederholen würden. Jeder vierte Arbeitnehmervertreter und jeder siebente Unternehmer, der derzeit noch kein Modell hat. zeigt sich sehr interessiert und sogar jeder zweite Arbeitnehmer und Unternehmer zeigt vorsichtiges Interesse.

Neben den größtenteils positiven Aspekten der Mitarbeiterbeteiligung wurden auch Hindernisgründe abgefragt. Hier zeigt die Studie, dass die Risikoabsicherung für die Arbeitnehmer sehr wichtig ist. Zum Arbeitsplatz- und Einkommensrisiko kommt bei einer Beteiligung auch das Vermögensrisiko dazu. Von den Unternehmern werden der hohe zeitliche Aufwand und die mit der Mitarbeiterbeteiligung verbundene Mitbestimmung der Arbeitnehmer als Hindernisgründe genannt.

Möglichkeit der Mitbestimmung

Die Mitbestimmung ist vielen Beschäftigten, aber auch Unternehmern die Mitarbeiterbeteiligung bereits eingeführt haben, ein wichtiges Anliegen. Rund die Hälfte aller Mitarbeiterbeteiligungsmodelle sieht ein Stimmrecht für die beteiligten Beschäftigten vor. Bei den anderen Modellen (vor allem im KMU-Bereich und bei GmbHs) handelt es sich vor allem um Stille Gesellschaften, bei denen kein Stimmrecht vorgesehen ist.

Die größten Hemmnisse für Beteiligungsmodelle liegen aus Arbeitnehmersicht an der fehlenden finanziellen Unterstützung bei der Kapitalaufbringung, in der Befürchtung um Lohnbestandteile im Ausgleich mit den Dividenden zu verkürzen, in der Komplexität der bestehenden Beteiligungsinstrumente und mangelnder Information..

Die Einführung von Mitarbeiterbeteiligungsmodellen verläuft in zwei Drittel der Fälle partnerschaftlich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, doch nur jeder zweite Arbeitnehmervertreter fühlt sich ausreichend über das Risiko von Beteiligungsmodellen aufgeklärt. (apa)