Graz - "Polen, Franzosen, Pfaffen, Junker und Juden sind Deutschlands Unglück", schrieb Friedrich Jahn in seinem bei den Nazis beliebten, 1810 erschienenen Werk Deutsches Volkstum. Heute ist der Begründer des Turnens, der Sport als Mittel zur "Wehrhaftigkeit" propagierte, vor allem als "Turnvater Jahn" bekannt.
"Antifaschistische Selbsthilfe"
Im Grazer Gemeinderat kämpften die Grünen jahrelang gegen eine Jahn-Tafel im Foyer des Rathauses. 2005 wurde die Tafel mit Unterstützung von SPÖ und KPÖ mit einer Erklärungstafel versehen. Doch eine Allee im Stadtpark heißt weiter Jahngasse. Montagnacht entfernte eine anonyme Gruppe, die sich in einem "Bekennerschreiben" an ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl "Initiative für antifaschistische Selbsthilfe" nennt, das Straßenschild und montierte ein neues: Mit "Straße des 8. Mai" soll an jene erinnert werden, die zur Niederlage des NS-Regimes beitrugen.
Während FP-Gemeinderätin Maxie Uray-Frick "gerade in einer Zeit des Alkoholmissbrauchs" für Jahn "Dank und Anerkennung" forderte, dürfte die rot-rot-grüne Mehrheit im Gemeinderat die legale Variante der "Umbenennung" bald umsetzen. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD Printausgabe, 10.11.2006)