Die italienische Regierung will Cannabis zu therapeutischen Zwecken legalisieren und dessen Verwendung für Menschen mit chronischen Schmerzen regeln. Die Schweizerische Multiple Sklerose-Gesellschaft begrüßte erst vor kurzem ausdrücklich den Vorschlag der nationalrätlichen Gesundheitskommission, Cannabis für medizinisch-therapeutische Zwecke zu legalisieren, berichtet Kress.
THC statt Marihuana oder Haschisch
"Es ist allerdings anzumerken, dass es sich bei den Präparaten nicht um Cannabis, also Marihuana oder Haschisch handelt. Diese bleiben auch weiterhin nicht verschreibbar und auch nicht verkehrsfähig", betont der Mediziner. "In Österreich erlaubt und verfügbar sind derzeit nur Cannabinoid-Einzelsubstanzen wie das delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) sowie ein synthetisches Derivat."
"Bewährt haben sich nach Evidenz-basierten Untersuchungen Anwendungen bei Krebs- und Palliativpatienten sowie bei anderen, nicht-palliativen ausgewählten Indikationen wie Multiple Sklerose, Spinaler Querschnitt und neuropathischen, also durch Nervenschädigung oder -reizung hervorgerufene Schmerzen," berichtet Kress.
Auch bei entzündlichen Erkrankungen des Darmes, neurodegenerativen Erkrankungen, zentralen Bewegungsstörungen wie Multipler Sklerose, der Tic-Krankheit Tourette-Syndrom könne man THC verabreichen. "Daneben hat sich die Anwendung in der Palliativmedizin bei der Behandlung von Therapie-ausgelöster Übelkeit oder Erbrechen, Appetitlosigkeit sowie auszehrungsbedingtem Gewichtsverlust bei Aids oder Krebs bewährt."
Auch bei rheumatoiden Arthritis wirksam
"Neu ist die Erkenntnis, dass Cannabinoide bei der rheumatoiden Arthritis eine zusätzliche schmerzlindernde Wirkung ausüben können." Nicht bewährt jedoch haben sich Cannabinoide beim postoperativen Akutschmerz. "Die Verwendung von natürlichen Cannabinoiden kann gerade beim Auftreten von Problemen mit konventionellen Medikamenten erfolgreich sein", erklärt Kress, der Leiter der größten Schmerzambulanz Österreichs ist.