In einem langen Trauerzug wurde der in eine türkische Flagge gehüllte Sarg zum Nationalfriedhof gebracht. Zuvor erwiesen Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer und die höchsten Würdenträger des Staates dem "Vater der türkischen Sozialdemokratie" im Parlament die letzte Ehre. Für die Beisetzung auf dem Staatsfriedhof hatte das Parlament eigens das Gesetz geändert. Der Friedhof war bisher ausschließlich Staatspräsidenten (Ismet Inönü, Cemal Gürsel, Cevdet Sunay und Fahri Korutürk) und hochrangigen Waffengefährten des Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk vorbehalten.
"Mann des Volkes"
Schon in der Nacht versammelten sich zahlreiche Anhänger trotz Kälte vor dem Sitz von Ecevits Demokratischer Linkspartei (DSP). Dorthin wurde der Sarg vom Krankenhaus zunächst geleitet, bevor er in das Parlament überführt wurde. Hier nahmen Staatschef Sezer, Ministerpräsident Erdogan und der einstige politische Dauerrivale Ecevits, Ex-Präsident Süleyman Demirel, von dem Toten Abschied. Im Anschluss führte der Trauerzug zur Kocatepe-Moschee, der größten Moschee Ankaras. Rund 20.000 Menschen waren auf dem Vorplatz zusammengekommen und riefen "Mann des Volkes, Ecevit!".
In der Umgebung wurden weitere zehntausende Menschen gezählt. Den ganzen Weg bis zum Friedhof säumten Trauernde die Straßen und warfen Blumen auf den Leichenwagen. Auf Dächern und Balkonen waren Scharfschützen postiert, aus Sicherheitsgründen wurden Flüge über die Stadt verboten. Das Staatsbegräbnis war ursprünglich für Mittwoch geplant, auf Wunsch von Ecevits Witwe Rahsan aber auf Samstag verschoben worden, um möglichst vielen Trauergästen die Teilnahme zu ermöglichen.
Erdogan als neuer Staatspräsident
Viele säkular orientierte Türken fürchten, dass Erdogan nach dem Ende der Amtszeit von Präsident Sezer im Mai neuer Staatspräsident werden könnte. Sezers Nachfolger wird vom Parlament gewählt, in dem Erdogans AKP-Partei die Mehrheit stellt. Sezer hat zahlreiche Gesetze mit seinem Veto blockiert, die seiner Ansicht nach gegen die säkulare Verfassung verstoßen, und die von Erdogans Regierung gewünschte Berufung hunderter mutmaßlich islamisch geprägter Beamter auf wichtige Posten verweigert.