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Burschenschafter, Kameradschaftsbund und rechtsextreme Skinheads legten Kranz beim Grab des vom NS-Regime hoch dekorierten Luftwaffenoffizier nieder.

APA/GUNTHER LICHTENHOFER
Wien - Einmal mehr hatte der Verein zur Pflege des Grabes Walter Nowotny für Sonntag zum Gedenken an den vom NS-Regime hoch dekorierten Luftwaffenoffizier aufgerufen: Zahlreiche Burschenschafter, Vertreter des Kameradschaftsbundes sowie rechtsextreme Skinheads leisteten am Sonntagvormittag am Wiener Zentralfriedhof dem Folge und absolvierten die Kranzniederlegung für den am 8. November 1944 gestorbenen Nowotny.

Im Unterschied zum Vorjahr, als die Teilnahme von ORF-Chefredakteur Walter Seledec für Aufregung gesorgt hatte, erschienen heuer keine prominenten Vertreter von Politik und Medien am Zentralfriedhof. Die Rede hielt Gerhard Pendl, Obmann des Vereins zur Pflege des Grabes Walter Nowotny und Universitätsrat der Medizinischen Universität Wien: Es sei "unsere Pflicht, gegen die seelischen Narben der Gutmenschen, die auch die Toten nicht in Ruhe lassen, aufzuzeigen, dass es doch noch ein Fähnlein gibt in diesen deutschen Landen, die unsere unschuldigen Soldaten und ihren furchtbaren Tod nicht vergessen oder gar herabwürdigen", sagte er.

Politische Gegner bezeichnete er als "RAF-Sympathisanten" (Rote Armee Fraktion, Anm.), "Generation der Widersacher der Kriegsgeneration" sowie "Generation der Zivildiener und Störer der Totenruhe", die "klammheimliche Freude" verspüren würden, wenn das Grab Nowotnys "wahrscheinlich wieder" geschändet würde nach dem Gedenken.

Nowotny, am 7. Dezember 1920 in Gmünd geboren, scheint in den Unterlagen des Berliner Document Center als NSDAP-Mitglied mit der Nummer 6,382.781 auf. Als Aufnahmedatum ist der 1. Mai 1938 angeführt, Nowotny war zu diesem Zeitpunkt also 17 Jahre alt. Nach Angaben des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) berichtete zudem der "Völkische Beobachter" am 16. November 1944 in seiner Wiener Ausgabe, Nowotny sei anlässlich seines Begräbnisses dafür gewürdigt worden, dass er "als junger Führer der Hitler-Jugend trotz aller Verfolgungen in der Verbotszeit begeistert und unentwegt Adolf Hitler die Treue hielt". Nowotnys Familie und die FPÖ wiesen diese Darstellung zurück.

Bereits am 1. November waren laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) rund 30 Neonazis am Grab des SS-Obersturmbannführers Otto Skorzeny in Döbling aufmarschiert. Skorzeny wurde zu einem Idol der rechtsextremen und neonazistischen Szene. Er brachte es bis zum Leiter der Gruppe Sabotage im SS-Reichssicherheitshauptamt und war nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich am Aufbau der Nazi-Fluchtorganisation beteiligt, nachdem er - als Kriegsverbrecher inhaftiert - 1948 selbst geflohen war. (APA)