Stuttgart - Der Kosmetikhersteller Dr. Scheller ist bei rückläufigem Umsatz noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Auch im Gesamtjahr rechnet die Firma mit einem erheblichen Verlust.

Der schwäbische Hersteller von "Manhattan"-Jugendkosmetik, "Durodont"-Zahncreme und "Apotheker-Scheller"-Naturkosmetik teilte am Mittwoch in Eislingen mit, der Umsatz sei in den Monaten Januar bis September um drei Prozent auf 55,4 Millionen Euro gesunken. Durch Wertberichtigungen auf den Lagerbestand und Verluste bei der polnischen Tochter schrumpfte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf 104.000 Euro nach 801.000 Euro im Vorjahreszeitraum zusammen. Der Nettoverlust beläuft sich per Ende September auf 708.000 Euro nach einem Minus von knapp einer halben Million Euro im Vorjahr.

Keine Änderung erwartet

"Wir erwarten für 2006 keine deutliche Änderung der gesamtwirtschaftlichen Situation", teilte der Vorstand des mehrheitlich vom russischen Kosmetikkonzern Kalina beherrschten Unternehmens mit. Die Märkte in Westeuropa würden voraussichtlich weiter stagnieren, in Russland und Polen sei der Absatz unzureichend. Auch die Preise für Rohstoffe blieben angespannt. Durch die geplante Verlagerung der Produktion von Haut- und Körperpflegemitteln nach Russland sei aber mit einer erheblichen Ergebnisbelastung zu rechnen. Zum Jahresende 2006 werde ein deutlicher Verlust ausgewiesen. Im Jahr 2005 hatte der mit Branchengrößen wie L'Oreal oder Beiersdorf konkurrierenden Nischenanbieter mit einer Nettoumsatzrendite von 0,9 Prozent noch knapp die Gewinnschwelle erreicht.

Kalina hat Macht ausgebaucht

Der russische Kalina-Konzern war im Frühjahr 2005 bei Dr. Scheller eingestiegen und hat seitdem seine Machtbasis kontinierlich ausgebaut. Seit Juni wird der Aufsichtsrat vom russischen Konzern dominiert, im Oktober verließ Finanzvorstand Sebastian Feichtmair den bislang dreiköpfigen Vorstand von Dr. Scheller. Zum Jahresende scheidet auch der langjährige Vorstand Ulrich Scheller aus dem Gremium aus. Er hatte als Großaktionär und früherer Vorstandschef den Einstieg von Kalina mit eingefädelt. Die Erbengemeinschaft der Gründerfamilie Scheller wollte ursprünglich die Mehrheit an der 62 Jahre alten Firma behalten. Dieser Plan scheiterte jedoch an Uneinigkeit der Familienmitglieder. Kalinas strategisches Ziel ist die Expansion nach Osteuropa.

An der Börse wurden die im Prime Standard notierten Aktien am Mittwoch unverändert mit 6,15 Euro gehandelt. (Reuters)