Anlässlich des Todes von Georg Danzer: eine Nachlese zu seinem Gespräch mit dem STANDARD über das Rauchen und den Nichtraucherschutz

Foto: Standard/Hendrich

Wien – Krebs, Herzinfarkt, Raucherlunge, generelles Rauchverbot in Lokalen, Zigarettenpreis auf sechs Euro pro Packung anheben – mit drastischer Abschreckung und harten Maßnahmen wollen die besten Ärzte des Landes der Volksgesundheit einen Gefallen tun. Der erhobene Zeigefinger beschuldigt rauchende Eltern des Kindesmissbrauches und wirft Raucherpatienten anhand von Kostenstatistiken vor, das Gesundheitssystem übermäßig zu belasten. Doch am überzeugendsten ist Georg Danzer, den die "Österreichische Lungenunion" am Donnerstag als Zugpferd aufs Podium setzte. Nicht, weil der 60-jährige Liedermacher selbst an einem Lungenkarzinom leidet, sondern weil sein Appell gänzlich ohne Verbote und Vorschriften auskommt.

Krebskrank

"Mit 13 oder 14 hab ich begonnen, jeder hat damals geraucht. Wer nicht geraucht hat, war ein deppertes Seicherl", erinnert sich Danzer, der wie viele Chemotherapie-Patienten den Haarausfall mit einer Haube wettmacht. Bis vor drei Jahren sei er starker Raucher gewesen, habe allerdings immer darauf geschaut, dass er Nichtraucher nicht störe. Dann dämpfte er schließlich die letzte Zigarette aus. "Weil ich mir endlich eingestanden hab, dass rauchen nichts mit Selbstbestimmung oder Mündigkeit zu tun hat, sondern dass ich schlicht und einfach suchtkrank war. Außerdem wollte und will ich meinen Kindern noch lang als Vater erhalten bleiben", sagt Danzer.

Nichtraucher-Schutz als Menschenrecht

Bei Schutz von Nichtrauchern gehe es um ein Menschenrecht, ist der Liedermacher überzeugt. "Eigentlich ist es lächerlich, dass man über die Notwendigkeit überhaupt diskutieren muss", kritisiert Danzer und erzählt folgende Episode: "Bei den Aufnahmen zu '50 Jahre Austropop' vor zwei Tagen saßen 200 Leute im ORF-Atrium, und gut die Hälfte davon hat dermaßen gepofelt, dass ich nicht drinnen bleiben konnte."

Seine heutige Einstellung zum Rauchen? "Zigaretten haben für mich die gleiche Anziehungskraft wie ein Teller mit Hundekot", meint Danzer, der die Behandlung seiner Krankheit als "sehr erfolgreich" beschreibt. Anstatt rauchfreier Zonen in Lokalen plädiert Georg Danzer für Raucherinseln, ähnlich wie auf Flughäfen.

Appell an Regierung

Dieser Vorschlag greift dem Wiener Sozialmediziner Michael Kunze zu kurz: "Zigaretten sind legale Massenvernichtungsmittel," so der Universitätsprofessor. Studien würden zeigen, dass eine Erhöhung des Zigarettenpreises eng mit einem Rückgang des Konsums zusammenhängt. Er appelliert daher auch an die (künftige) Regierung, "besonders in der Preispolitik hart zu bleiben" und die Mindestpreise pro Packung auf fünf bis sechs Euro anzuheben.

Schutz nicht Stigmatisierung

Auch Otto Spranger, Sprecher der Österreichischen Lungenunion ist überzeugt davon, dass "nur strenge Gesetze Leben retten". Die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) sei bereits die sechsthäufigste Todesursache in Österreich, bald werde es die dritthäufigste sein. "Wir wollen nicht auf Raucher hinhauen, sondern vor allem Kinder und schwangere Frauen vor dem gefährlichen Passivrauchen schützen", beteuert Spranger. Er und andere Experten, darunter Primar Norbert Vetter vom Sozialmedizinischen Zentrum Baumgartner Höhe sowie der Suchtexperte Professor Otto Michael Lesch, fordern dass Raucherentwöhnung von den Krankenkassen finanziert wird.

Gastronomen

Viele Gastronomen kämpfen indes weiter gegen ein generelles Rauchverbot in Lokalen: Günter Ferstl hat beim Eingang seiner "HB Cocktailbar" beispielsweise ein Warnschild angebracht: "Raucherlokal. Betreten für Nichtraucher auf eigene Gefahr. Separater Raum für Nichtraucher vorhanden." Rund 1,1 Millionen Männer und fast ebenso viele Frauen zünden sich in Österreich täglich ihre Zigaretten an. (DER STANDARD, Printausgabe, Michael Simoner, 17.11.2006)