Foto: Microsoft
Jahrelang ist Microsoft gegen das freie Betriebssystem Linux zu Felde gezogen. Vor sieben Jahren veröffentlichte Microsoft im Internet den Ratgeber "How to Remove Linux and Install Windows". Nur sieben Monate ist es her, dass das Linux-Unternehmen Novell auf der Cebit kleine Schaber mit der Aufforderung verteilte, den Windows-Aufkleber auf dem Computer abzukratzen. Vor rund zwei Wochen haben beide Unternehmen nun überraschend eine Partnerschaft vereinbart.

Wunsch der Kunden

Für Bill Hilf, der Leiter des Open-Source Labors von Microsoft, sei die Kooperation der Wunsch zahlreicher Microsoft-Kunden gewesen, die auch Linux einsetzen. "Linux ist einfach eine Realität im Serverbereich", so Hilf. Der ehemalige IBM-Manager betracht den Deal als "Herausforderung für Microsoft", da das Unternehmen nun auch mit Open-Source Community zu tun hat. Innerhalb der Microsoft-Belegschaft wurde die Kooperation mit gemischten Gefühlen aufgenommen und warf Fragen auf. Aber es ist klar, dass man weiterhin im Wettbewerb mit Novell und Red Hat, dem Linux-Marktführer, steht.

Patent-Klagen

In der bis 2012 abgeschlossene Vereinbarung haben Novell und Microsoft vereinbart, dass die jeweiligen Kunden vor möglichen Patent-Klagen des Partners sicher sind. Hilf betont, dass Microsoft auch zugesagt hat, auch "nicht kommerzielle Open-Source Entwickler" nicht mit Patentklagen zu behelligen. Damit will Microsoft "eine Brücke zur Open-Source Community bauen".

Open-Source verstehen

Hilf hat vor rund drei Jahren das Open Source Labor von Microsoft aufgebaut. "Es soll Microsoft helfen Open-Source zu verstehen." Zum Labor zählen über hundert Server und Desktop-PCs, auf denen 54 verschiedenen Linux-Distributionen und unterschiedliche Netzwerktypologien installiert sind. Hilf bevorzugt übrigens Suse-Linux "nicht wegen der Kooperation", sondern dem hohen technischen Standard.

In Lauf der kommenden Wochen wird Hilf mit Novell ein gemeinsames Labor aufbauen. Dort wollen beide Unternehmen die Interoperabilität zwischen dem Windows Server und Suse Linux Enterprise Server (SLES) verbessern. Ein besonders Augenmerk liegt dabei auf Virtualisierungstechniken. (sum aus Barcelona)