Berthold Thoma, CEO von 3: "...Hutchison ist ein Unternehmen, das nur ein Core-Business verfolgt und das ist Geld verdienen."

drei.at

Alexandra Reich, CCO von 3: "Keine Exit-Strategie für die nächsten Jahre"

Frank Sixt, CFO von Hutchison: "We are aiming to build this business to profitability."

Konzernstruktur: Hutchison Whampoa Limited

hutchison whampoa
Eine der zentralen Fragen am österreichischen TK-Markt in den letzten Monaten war, wie sich die heimische Mobilfunk-Branche in Zukunft konsolidieren würde. Nach der Übernahme von Telering durch T-Mobile , kam das Gerücht auf, 3 würde am Kauf des Providers One interessiert sein. So nützte der WebStandard anlässlich eines Events des Hutchison-Konzerns , die Gelegenheit der Sache auf den Grund zu gehen. Am Donnerstagmorgen auf dem Weg nach London hieß es seitens Alexandra Reich, ihres Zeichens CCO von "3", auf die Frage ob ihr Konzern "One" übernehmen würde, "Kein Kommentar".

Am Nachmittag, während der Präsentation der kommenden X-Series, nahm Hutchison-CFO Frank Sixt persönlich Stellung und wies darauf hin, dass die Verantwortung eine derartige Empfehlung abzugeben einzig und allein beim österreichischen CEO Berthold Thoma läge. Einige Stunden später traf Zsolt Wilhelm den gesprächsbereiten "3"-Chef, um die nebulösen Vermutungen klarzustellen und über die Zukunft des Mobilfunkers und der gesamten Branche zu sprechen.

WebStandard: Welchen Marktanteil möchten Sie mit Drei erreichen?

Berthold Thoma: Wir wollen einfach nur die Marktführerschaft bei UMTS behalten. Das ist das Ziel.

WebStandard: Telefonie spielt keine so große Rolle – Hauptsache UMTS?

Berthold Thoma: Um es mit Schallplatten und CDs zu vergleichen, die Schallplatten werden aussterben und unser Ziel ist es bei der CD die Nummer Eins zu bleiben. Die waren wir von Tag Eins an und die wollen wir auch noch in zwei drei Jahren sein.

WebStandard: Momentan macht man mit Schallplatten, wie Sie es nennen, mehr Geld als mit CDs. (Anm.: Der Vergleich dient nur zur Veranschaulichung und spiegelt nicht die Realität wieder.)

Berthold Thoma: Wenn man an den Mobilfunkmarkt denkt, kann man das jetzt folgendermaßen auslegen. Angenommen in fünf Jahren sind 80 Prozent der Bevölkerung von GSM auf UMTS umgestiegen. Dann wären wir in fünf Jahren die Nummer Eins.

WebStandard: Ist es nicht notwendig, drastischere Maßnahmen zu setzen, als nur das Angebot zu verbessern. Muss man nicht einfach Kunden hinzukaufen?

Berthold Thoma: Ja.

WebStandard: Heißt das, Übernahmen werden zwangsläufig notwendig?

Berthold Thoma: Jetzt nicht für uns in Österreich, aber ich bin der Überzeugung, es braucht in Europa noch viel Konsolidierung. In Europa werden mittelfristig maximal vier, fünf Spieler überleben können.

WebStandard: Und Hutchison ist einer davon?

Berthold Thoma: Das ist vielleicht gar nicht das Ziel.

WebStandard: Das ist interessant, denn zuvor sprach ich mit Frank Sixt (Group Finance Director von Hutchison), der mir erklärte, das primäre Ziel sei es die TK-Sparte aufzubauen und profitabel zu machen und nicht wie Jahre zuvor bei Orange eine Exit-Strategie zu wählen und zu verkaufen.

Berthold Thoma: Wirklich? Aber ich glaube, Hutchison ist ein Unternehmen, das nur ein Core-Business verfolgt und das ist Geld verdienen.

WebStandard: Womit?

Berthold Thoma: Das ist egal. Canning Fok (Group Managing Director) habe ich vor fünf Jahren eine ähnliche Frage gestellt, bevor ich von Mannesmann (jener Konzern, der Orange gekauft hatte) zu Hutchison gewechselt bin. Als mich Canning Fok für das Projekt "3" anheuerte, hatte ich ihn gefragt, wie denn die Exit-Strategie aussehe und ob das in ein paar Jahren auch verkauft werden würde. Fok meinte dann, wenn ein einer kommt und mir das X-Fache bietet, von dem ich glaube, dass es wert ist, werde ich verkaufen. Aber das würde ich auch mit unseren Containern und Terminals tun, die wir schon seit 30 Jahren besitzen. Man muss allerdings erst den Markt aufbauen, um damit viel Geld machen zu können.

WebStandard: Wenn wir speziell auf Österreich blicken, haben wir hier ein äußerst kompetitives Umfeld. Und hat vielleicht mehr Anbieter, als es der Markt zulässt.

Berthold Thoma: Es ist nicht die Frage, für wie viele Anbieter Platz ist in Österreich. Das ist kleinkariertes österreichisches Denken. Hier gibt es aus meiner Sicht nur ein einziges Unternehmen, welches halbwegs auf der sicheren Seite ist und das ist T-Mobile. Aber sobald der deutsche Staat seine Anteile der deutschen Telekom verkauft, steht auch diese zur Übernahme bereit. Ganz einfach deshalb, weil man die Profite der Zukunft nur durch internationale Ausschöpfung von Synergien erreichen kann. Und die vier oder fünf Spieler werden dann auch in Österreich tätig sein.

WebStandard: Wer hat das Potential in Österreich zu überleben?

Berthold Thoma: Also überleben wird in meinen Augen jeder können.

WebStandard: Egal ob One oder ein größerer Anbieter?

Berthold Thoma: Auch A1 wird früher oder später Teil eines großen Konzerns sein. Momentan sind die Schienen alle in Richtung Vodafone gelegt. Eine One, die jetzt wieder versucht zu verkaufen, wird ebenfalls Teil eines großen Unternehmens werden. Da gibt‘s ja diverse Spekulationen, aber in die Richtung muss es gehen. One ist allein nicht überlebensfähig.

WebStandard: Ist Hutchison selbst nicht an einem kleineren Unternehmen wie One interessiert?

Berthold Thoma: Dafür ist One viel zu verschuldet.

WebStandard: Also ist für Österreich keine Übernahme geplant?

Berthold Thoma: Es gäbe hier de facto nur One, das in Frage käme. A1 würde nicht in die Strategie von Hutchison passen, mit ihrem ganzen Ost-Europäischen Raum.

WebStandard: Wäre das nicht auch zu teuer?

Berthold Thoma: A1 ist ein kleiner Fisch am europäischen Markt. In dem Moment, wo der österreichische Staat A1 freilässt, ist es weg.

WebStandard: Und T-Mobile ist zu groß.

Berthold Thoma: Richtig. Von daher gibt es, auch aus Wettbewerbs-politischer Sicht, nur eine einzige Möglichkeit, dass lokal noch etwas passiert und zwar Drei und One.

WebStandard: Aber diese Option ist ihrer Meinung nach uninteressant.

Berthold Thoma: Genau.

WebStandard: Dass heißt, man wird weiterhin den UMTS-Weg verfolgen und hofft darauf mit besseren Angeboten mehr Kunden zu gewinnen.

Berthold Thoma: Irgendwann wird es Usus sein. Das wird in den nächsten zwei Jahren die Masse überschwemmen und dann geht es darum, wer schafft es von den Leuten die überspringen, am meisten an sich zu binden. Die Frage ist, wann ist der Zeitpunkt, an dem sich diese Welle hoch aufbaut und unsere Aufgabe wird es sein, am Wellenkamm oben zu sein.

WebStandard: Ist auch das Ziel diese Welle aufzubauen?

Berthold Thoma: Alleine können wir die Welle nicht aufbauen. Die wird von allen aufgebaut (Mitbewerber, Handy-Hersteller, etc.). Wir müssen lediglich zusehen an oberster Stelle zubleiben. Und deshalb war es auch gut so früh anzufangen.

WebStandard: Es war also kein Fehler so früh einzusteigen und dementsprechend viel Geld zu verlieren?

Berthold Thoma: Hinterherlaufen gibt’s nicht. Es hat kaum noch irgendeiner irgendeinen Mitbewerber eingeholt, in einer sich so schnell bewegenden Industrie.

WebStandard: Bei den UMTS-Datenkarten haben T-Mobile und A1 sehr schnell Fuß gefasst.

Berthold Thoma: Das stimmt. Nur da wird viel von der Netzabdeckung abhängen. Und ich glaube, wenn wir nächstes Jahr alle Telering-Standpunkte (Anm.: Teil der Auflagen zur Telering-T-Mobile-Fusion) übernommen haben und ein flächendeckendes Netz bieten können (UMTS), werden wir einen entsprechenden Infrastruktur-Vorteil haben. Und ich denke, das wird sich positiv auf uns auswirken.

WebStandard: Flächendeckend hin oder her, werden sich Mobilfunk-Verträge früher oder später nur noch über Services verkaufen lassen?

Berthold Thoma : Ganz sicher. Die Generation unter 40 ist die Internet-Generation. Und für die ist es entscheidend, die Dinge, die man bisher nur am Rechner machen konnte, jeder Zeit und an jedem Ort per Fingerschnips haben zu können. Ich glaube, das ist der entscheidende Grund, weshalb die Masse von 2G auf 3G umsteigen wird. (Das Gespräch führte Zsolt Wilhelm)