Kairo - Mit einer kritischen Bemerkung über die wachsende Verbreitung des Kopftuches in seiner Heimat hat der ägyptische Kulturminister Farouk Hosni eine Protestlawine losgetreten. Parlamentsabgeordnete der Muslimbruderschaft forderten am Wochenende seinen Rücktritt. Religionsgelehrte des einflussreichen Al-Azhar Islam-Institutes in Kairo erklärten, als Kulturminister dürfe sich Hosni nicht zu religiösen Fragen äußern.

Der Minister und Maler hatte in der vergangenen Woche in einem Interview erklärt, die Tatsache, dass immer mehr Ägypterinnen den Schleier anlegten, sei ein Ausdruck von "Rückschrittlichkeit". Er sehne sich nach den Zeiten zurück, in denen die Frauen noch schön ausgesehen hätten. Die Ägypterinnen von einst seien dadurch nicht weniger respektabel gewesen, als die Frauen von heute.

Warnung

Die verschleierte Al-Azhar-Professorin Suad Saleh warnte am Sonntag in der unabhängigen Kairoer Tageszeitung "Al-Masri Al-Yom" allerdings davor, den Minister wegen seiner Äußerung zum "Ungläubigen" zu erklären. Die für ihre liberalen Ansichten bekannte unverschleierte Chefredakteurin des Frauenmagazins "Hawa", Ikbal Barakat, lobte Hosni für seinen "Mut".

Am Sonntag ließ Hosni von den ägyptischen Medien eine Stellungnahme verbreiten, in der er erklärte, seine Äußerungen zum Kopftuch seien nicht für die Veröffentlichung bestimmt gewesen. Er habe seine persönliche Meinung zwar einem Journalisten am Telefon kundgetan, allerdings nicht in der Absicht, dies als Teil eines Interviews abdrucken zu lassen.

In Ägypten, wo vor 30 Jahren noch viele Frauen in den Städten mit kurzen Röcke spazieren gingen, tragen inzwischen rund 75 Prozent der Musliminnen Kopftuch. Auch die Zahl derjenigen Frauen, die zusätzlich noch das Gesicht verhüllen, nimmt von Jahr zu Jahr zu. (APA/dpa)