Wien – Die Affäre um die möglicherweise entführte Yacht in Kroatien, für deren Anmietung gefälschte österreichische Papiere verwendet worden sind, beschäftigt auch einen steirischen Politiker: Wie "Kurier" und "Kronen Zeitung" in ihren Donnerstagausgaben berichteten, lautete einer der Namen in den falschen Pässen "Klaus Zenz". Ebenso heißt auch ein steirischer Landtagsabgeordneter, der sich über zahlreiche Anrufe von Bekannten wunderte, die fragten, ob er sich auf einer Yacht befände. "Ich habe mit der Sache nichts zu tun!", betonte Zenz. Auch seien die Behörden nicht an ihn herangetreten. Er selbst könne sich nur wundern, wie sein Name im Zusammenhang mit der Entführung aufgetaucht sei, erklärte er.

Boot vermutlich gestohlen

Einen Tag nachdem sich das Verschwinden von sechs vermeintlichen Österreichern bei einem Segeltörn in Kroatien als Betrugsfall entpuppt hat, liegen die Hintergründe der Tat im Dunkeln. Vermutlich wurde das Boot gestohlen. Die Polizei geht aber davon aus, dass das Schiff wieder verkauft wurde oder etwa zum Schmuggeln verwendet wird.

Gefälschte Papiere

Fest steht lediglich, dass die angegebenen Daten keiner Person zuordenbar sind und die Namen für Österreich auch völlig untypisch buchstabiert sind, gab der Sprecher des Bundeskriminalamts, Gerald Hesztera bekannt. So teilte das österreichische Außenministerium mit, "intensive Nachforschungen seitens der österreichischen Botschaft in Zagreb" hätten ergeben, dass "sämtliche Angaben zur Identität der Schiffsbesatzung offensichtlich nicht der Wahrheit entsprechen". Die von der Schiffsbesatzung angegebenen Daten zu Namen, Geburtsdaten und Reisepässen seien keinen Personen in Österreich zuordenbar. Sowohl die Identitäten der Crew-Mitglieder dürften gefälscht sein, als auch der Skipper-Schein des "Kapitäns".

"Wir überprüfen derzeit alle Hinweise und suchen nach dem Schiff und der Crew", sagte die Sprecherin der Exekutive in Split gegenüber der APA. Es sei auch unklar, ob gestohlene österreichische Dokumente verwendet worden sind.

Untersuchungen bei Charterfirma

Für das Bundeskriminalamt sind die Ermittlungen vorerst abgeschlossen. "Jetzt müssen die kroatischen Behörden ermitteln", erklärte der Sprecher des Bundeskriminalamts, Gerald Hesztera. Bisher ist nicht einmal geklärt, wie die Verdächtigen überhaupt zu dem Boot gekommen sind. "Wir wissen nicht, ob alle sechs Personen in das Charter-Unternehmen gekommen sind oder nur einer und welche Dokumente sie vorgelegt haben", so Hesztera. "Für die Überprüfung der Daten war das Charter- Unternehmen verantwortlich", sagte Hesztera. Die Mitarbeiter würden derzeit von der kroatischen Polizei einvernommen werden.

Besatzung und Boot vermisst

Die Gruppe hätte am 18. November eine gecharterte Segelyacht "OCEANIS Clipper 510" der Marke Beneteau zurückbringen sollen, was aber bis jetzt nicht geschehen ist. "Wir haben bisher keinen Hinweis darauf, wo das Boot oder die Crew sein könnte", erklärte ein Sprecher der kroatischen "Nationalen Agentur für Sicherheit".

Boot im Voraus bezahlt

Die sechs Personen, vier Männer und zwei Frauen haben am 4. November in der Adria-Hafenstadt Split das 15 Meter lange Segelschiff für für zwei Wochen gechartert. "Sie haben im Voraus bezahlt", so ein Angestellter des Geschäfts. Zu dem vereinbarten Rückgabetermin in Dubrovnik ist die Gruppe nicht erschienen.

Keinerlei Kontakt zur Crew

"Wir haben keinen Hinweis darauf, dass das Schiff in einen anderen Hafen eingelaufen ist", sagte der Agentur-Sprecher. Es gebe auch keinerlei Kontakt zu der Crew. "Die Mobiltelefone sind nicht erreichbar, auch der Funk auf dem Boot funktioniert nicht", so der Sprecher. Seit Montag läuft die Suchaktion nach dem Schiff und seiner Crew. Die Segelyacht sei bisher aber auch von keinem anderen Schiff in der Adria gesichtet worden.

Kein Unwetter

Gegen einen befürchteten Unfall spricht, dass es in den vergangenen Wochen keinerlei Unwetter in der Adria gegeben hat, die dem robusten Schiff gefährlich hätten werden können. "Wären sie in irgendeiner Not gewesen, hätten sie uns jederzeit problemlos erreichen können", so die "Nationale Agentur für Rettung am Meer". Die Behörde wollte auch nicht völlig ausschließen, dass das Schiff gestohlen worden sein könnte: "Das passiert immer wieder".

Keine Vermisstenmeldung

Vieles auf einen Diebstahl, da bei einem längeren Verschwinden von Personen immer Vermisstenmeldung eingehen. In diesem Fall gab es keine einzige Vermisstenmeldung, was den Behörden sehr ungewöhnlich erscheine, berichtete das "Ö1 Inforadio".

Diebe haben 14 Tage Vorsprung

Die Beamten gehen davon aus, dass das Schiff bereits verkauft wurde oder etwa zum Schmuggeln verwendet wird. Das Schiff hat etwa einen Wert von 150.000 Euro. Möglicherweise ist das Schiff auch bereits umlackiert und hat neue Papiere. Immerhin haben die Diebe einen Vorsprung von 14 Tagen. Auch ein Versicherungsbetrug wird nicht völlig ausgeschlossen.(APA)