Wien – Die österreichische Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) setzt im Bereich Wirtschaft und Entwicklung auf drei Säulen: Einerseits sollen die Rahmenbedingungen in den Partnerländern verbessert werden. So wird etwa in Bosnien eine Grundbuchreform unterstützt. Für Unternehmen wird dadurch mehr Sicherheit geschaffen.

Zweitens werden lokale Klein- und Mittelbetriebe etwa durch Mikrokredite gefördert. Drittens unterstützt die OEZA Wirtschaftspartnerschaften. Österreichische Unternehmer sollen mit Partnerunternehmen in Entwicklungsländern zusammenarbeiten. Der Beitrag des österreichischen Unternehmens muss dabei mindestens 50 Prozent des Gesamtbudgets ausmachen, die OEZA vergibt höchstens 200.000 Euro für ein Projekt.

So unterstützt die Austrian Development Agency (ADA) etwa die Fair Trade Organisation Label Step, die sich für bessere Arbeitsstandards von Teppichknüpfern in Pakistan einsetzt. Die lokalen Unternehmer bekommen eine Zertifizierung. Und österreichische Unternehmen können mit demVerkauf von diesen einen Imagegewinn erreichen.

Im Rahmen der Wirtschaftspartnerschaften wird etwa auch ein österreichischer Bildungsanbieter im Kosovo unterstützt, der dort Manager ausbilden soll oder Unternehmen, die Energieffizienz durch Technologiefransfer steigern sollen.

Armut und Profit

Das Konzept ist nicht unumstritten. „Ich habe Sorge, dass man mit diesem Schwerpunkt österreichischen Firmen Märkte anbieten will“, sagt die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit (Agez), Elfriede Schachner. Entwicklungspolitik habe in erster Linie das Ziel, Armut zu bekämpfen, Unternehmen wollten aber verdienen. „Die Frage ist, ob es sinnvoll ist, Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungshilfe zu verbinden.“

Schachner verweist auch darauf, dass Wirtschaftswachstum nicht damit gleichzusetzen sei, dass die arme Bevölkerung auch davon profitiere. Sebastian Meurer von der Austrian Development Agency (ADA) moniert: „Das ist kein reines Förderprogramm für die österreichische Wirtschaft.“

Der Geschäftsführer von Südwind, Helmut Adam, sieht es als sinnvoll an, den Fokus auf wirtschaftliche Entwicklung zu setzen, allerdings sollte es dabei um die Förderung von lokalen Unternehmen gehen. Die Aufgabe der Industriestaaten sei es aber zu allererst, die Rahmenbedingungen zu ändern. „Sonst ist das so, als wolle man mit einem Schlauchboot einen Wasserfall hinaufrudern“, so Adam. Er verweist auf eine UNO-Studie, nach der die Entwicklungsländer 700 Milliarden Euro pro Jahr allein durch Handelshemmnisse verlieren. (awö/DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2006)