Wien - Wer in Österreich die "Pille danach" braucht, muss viele Hürden überwinden. Man braucht ein Rezept für das Medikament, das nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Verhütungspannen eine Schwangerschaft verhindern kann, sagte Claudia Linemayr-Wagner, Präsidentin der Österreichische Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF), am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. In vielen Spitälern - die erste Anlaufstelle für Hilfe suchende Frauen - werde die "Pille danach" gar nicht verschrieben.

Dabei sei gerade der Zeitfaktor das entscheidende, erklärte Linemayr-Wagner. Denn die "Pille danach" wirkt nur bis zu 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr. Je früher, desto besser die Wirksamkeit: Bis zu zwölf Stunden nach einer Verhütungspanne kann eine Schwangerschaft mit 98-prozentiger Sicherheit verhindert werden. Später sinkt die Wahrscheinlichkeit auf 54 Prozent.

Good-will-abhängig

Nach einer Telefonumfrage der ÖGF an 109 Spitälern fällt das Urteil über die Zugangsmöglichkeiten schlecht aus: 28 Prozent der Krankenhäuser weigern sich, Rezepte für "Notfallsverhütung" zu verschreiben, berichtete Linemayr-Wagner. Die Bezahlung für die Behandlung kann bis zu 150 Euro kosten. Wenig Klarheit herrsche darüber, wer die Pille bekommt und was für eine Verschreibung notwendig ist, so die Gynäkologin. Oft hänge eine Entscheidung einfach vom "guten Willen" des Arztes ab. Mehr als die Hälfte der Mediziner verlangen eine Untersuchung oder machen sogar einen Schwangerschaftstest.

Dabei habe das Medikament keine Auswirkungen auf eine bestehende Schwangerschaft und sorge auf keinen Fall für einen Abbruch, erklärte Linemayr-Wagner. Denn die "Pille danach" beinhalte nur Gestagene, die einen Eisprung verhindern oder hinauszögern. Viele - vor allem Jugendliche - wissen nicht ausreichend über die "Pille danach" bescheid. Nach der ÖGF-Umfrage aus dem Jahr 2001 kennen nur vier Prozent der Mädchen und Burschen das Medikament.

Die "Pille danach" sei als Notfallverhütung in 28 Ländern weltweit - darunter Frankreich, Schweden oder die Schweiz - ohne Rezept erhältlich. Auch in Österreich solle die Verschreibungspflicht abgeschafft und der Zugang erleichter werden, forderte die ÖGF. Das Gesundheitsministerium habe bereits im Vorjahr Apotheken auf den "Notfallparagrafen" verwiesen. Demnach können Medikamente in dringenden Fällen ohne Rezept abgegeben werden. Dies sei wegen des Zeitfaktors auch bei der "Pille danach" zu berücksichtigen. (APA)