Zuletzt strengte Bundespräsident Heinz Fischer im Jänner 2005 eine Rehabilitierung dieser Deserteure an, die schließlich den Dienst in der Armee eines verbrecherischen Regimes verweigert hätten. Auch Bundeskanzler Schüssel stellte damals klar, dass diese Form der Wehrdienstverweigerung eine Art von Widerstand gewesen sei. - Bis heute sind in Österreich die Deserteure aus der Wehrmacht des NS-Regimes nicht vollständig rehabilitiert - in Deutschland geschah dies in einem ersten Schritt 1991, ein zweiter folgte 2002.
"... den Verschwiegenen"
Die Künstlerin Hilde Fuchs hat sich diesem Thema und jenem der vergessenen Widerstandskämpfer im "Gedankenjahr" 2005 in einer MAK Nite gewidmet. Die Sprachrauminstallation "... den Verschwiegenen" funktionierte als symbolische Gedenk-Tafel für die verschwiegenen bzw. bis heute nicht gewürdigten Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime. Der Abend bestand im Wesentlichen aus einer szenischen Lesung von Texten zum Thema, die auf derStandard.at/Wissenschaft und im STANDARD veröffentlicht wurden, sowie den zugehörigen Beiträgen aus dem UserInnen-Forum, die ein zum Teil schauerliches Licht auf die "Aufarbeitung" der NS-Zeit werfen. Der Lesefluss an der Gedenk-Tafel wurde zudem von einem Defilée mit nonkorformen und oppositionellen Kleiderobjekten aus Autoreifengummi unterbrochen.
Dieses zunächst befremdliche Störmoment gewann beim Blick auf das Material jedoch eine äußere und innere Logik: Nicht nur, dass Gummi eine Form ästhetischen und auch tatsächlichen elektrischen Widerstands ist, so verweist es darüber hinaus auf den ehemals größten österreichischen Reifenhersteller: Semperit. Dessen Generaldirektor Franz Josef Messner wurde am 23. 4. 1945 im KZ Mauthausen als Widerstandskämpfer ermordet.
Aufarbeitung
Einziges Manko des atmosphärisch dichten Abends war die vom Format der Reihe vorgegebene Einmaligkeit der Installation. Allerdings ergab sich nun - ein Jahr später - im Rahmen der Neubespielung des sogenannten "Hitlerzimmers" im Volkstheater - die Möglichkeit zur abermaligen und adaptierten Inszenierung. Seit Beginn der aktuellen Spielzeit finden nun in dem ursprünglich 1938 für den NS-Diktator eingerichteten "Empfangsraum", dessen Erhaltung das Bundesdenkmalamt angeordnet hat, Veranstaltungen statt, die sich der Aufarbeitung der jüngeren österreichischen Zeitgeschichte widmen.