Wien - Die künftige Struktur der Gewerkschaft ist schon zu Beginn der dreitägigen ÖGB-Reformklausur im Architekturzentrum des Wiener Museumsquartiers praktisch fix. Die Spitzen der Einzelgewerkschaften sowie ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer bestätigten Mittwoch Vormittag gegenüber Journalisten, dass sich ein Erhalt der Einzelgewerkschaften abzeichne, die sich auf Perspektive zu einigen größeren Blöcken zusammenschließen werden. Das GPA-Modell einer Auflösung der Teilorganisationen ist damit fürs Erste vom Tisch.

Dies wurde auch von Privatangestellten-Chef Wolfgang Katzian bestätigt. Er gehe davon aus, dass sich das Blöcke-Modell durchsetzen werde. Sein Vorschlag, die Teilgewerkschaften zu Gunsten einer stärkeren Dachorganisation abzuschaffen, sei "noch nicht mehrheitsfähig". Sein Stellvertreter Franz Bittner glaubt freilich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich das GPA-Modell durchsetzen wird. Er hielte es für am Besten, wenn sich die Teilgewerkschaften "langsam zurückziehen", wie das seine Drucker getan hätten. Dass das Konzept jetzt noch nicht umgesetzt wird, ist für Bittner keine Tragödie: "Man muss nicht immer mit dem Kopf durch die Wand."

"Das wäre ein Einheitsbrei"

Die Metaller-Gewerkschaft kann sich freilich auch in Zukunft nicht vorstellen, dass es nur noch eine Gewerkschaft gibt: "Das wäre ein Einheitsbrei", sagte Metaller-Chef Erich Foglar deutlich Nein zu entsprechenden Überlegungen. Er bleibt dabei, dass man seitens der Metaller starke Einzelgewerkschaften präferiere.

Genauso sieht das die Beamten-Gewerkschaft. "Sicher nicht" lautet der Kommentar der stellvertretenden GÖD-Chefin Christine Gubitzer zu Überlegungen bezüglich einer Einheitsgewerkschaft. Nur mit dem Erhalt der bestehenden Strukturen könne man die jeweiligen Zielgruppen optimal betreuen.

ÖGB-Präsident Hundstorfer meinte zur Strukturdebatte, es gehe in die Richtung, dass sich "im Laufe der Geschichte" drei bis vier Blöcke bilden, die sich dann "im Laufe der Geschichte" weiterentwickeln könnten. Ob angesichts des Blöckemodells und des Sparzwangs im Gefolge des BAWAG-Debakels nun weniger Geld von den Teilorganisationen an die Zentrale fließen werde, wie dies von GÖD und GPA bereits angedroht wurde, wollte der ÖGB-Chef ebenso wenig beurteilen wie die Vorsitzenden der Groß-Gewerkschaften. Das neue Finanzübereinkommen werde in den drei Tagen kein Thema sein.

Themen

Zumindest inhaltlich möchte man sich in den kommenden 72 Stunden aber tatsächlich neu aufstellen. So sollen etwa die Bestellung der künftigen Gremien mit einer Stärkung der Frauenquote, eine gewisse Demokratisierung bei den Personalbestellungen oder aber auch ein Höchsteinkommen für Gewerkschaftsfunktionäre Thema sein. Diskutiert wird auch ein neuer Höchstmitgliedsbeitrag, der aber zumindest von den Beamten heute vehement abgelehnt wurde. Geplant ist jedenfalls, dass nach Abschluss der Konferenz die Ergebnisse in eine Art Leitantrag für den Bundeskongress im Jänner gegossen werden, der Mitte Dezember vom Bundesvorstand abgesegnet wird. Über die Ergebnisse der Klausur wird Freitag Abend offiziell berichtet.

Nicht besprochen werden während der Tagung Personalia, es gilt allerdings als wahrscheinlich, dass der geschäftsführende ÖGB-Chef Hundstorfer im Jänner dann auch zum ordentlichen Präsidenten gewählt wird. Während auch in der FSG mit Wilhelm Haberzettl der Interimschef zur Dauerlösung werden soll, könnte bei den Christgewerkschaftern ein Wechsel an der Spitze stattfinden. FCG-Chef Karl Klein will davon freilich nichts wissen. Er habe noch nie gehört, ablösegefährdet zu sein. Ob er in der FCG nochmals als Spitzenmann kandidieren wird, ließ er Mittwoch Vormittag aber offen. (APA)