Foto: Christian Prandl/ Noe Steinmetze
Berlin - Menschen mit Diabetes, Fettleibigkeit und Schlaganfallpatienten haben ein höheres Risiko für Depressionen - und umgekehrt. "Der enge Zusammenhang zwischen psychischen und körperlichen Erkrankungen muss dringend weiter untersucht werden. Vermutlich ist die erhöhte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol ein Bindeglied", sagte Prof. Fritz Hohagen von der Uniklinik Lübeck beim größten Fachkongresses für Psychiatrie und Psychotherapie im deutschsprachigen Raum, in Berlin bekannt.

Zusammenhang mit anderen chronischen Erkrankungen

Menschen mit Diabetes hätten ein drei Mal höheres Risiko, Depressionen zu entwickeln als Gesunde. Umgekehrt bekämen Depressive drei Mal so häufig Diabetes, berichtete Hohagen. Auch die Sterblichkeitsrate nach Herz- und Hirninfarkten sei durch eine zusätzliche Depression deutlich erhöht.

Gene und Lebensstil

Die Gene spielten dabei eine Rolle, "aber unabhängig von familiärer Vorbelastung ist auch der Lebensstil ausschlaggebend", betonte Hohagen. Er ist auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), die das Treffen ausrichtet.

Auf Körper und Psyche achten

Wichtige Schutzfaktoren, um der unheilvollen Verbindung zu entgehen, seien gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung sowie eine stabile Partnerschaft und Zufriedenheit im Beruf. "Aber ein Restrisiko bleibt auch dann. Und wenn Internisten ebenso wie Psychiater über diese Zusammenhänge zwischen körperlichen und psychischen Leiden Bescheid wissen, kann gezielter behandelt werden", sagte Hohagen.

Ursache im Alter - Arbeitsplatz

Das Thema Arbeit sei häufiger Grund für Depressionen, die mittlerweile weltweit zur Volkskrankheit Nummer eins avanciert seien. "Und zwar sowohl durch zu hoch empfundenen Druck als auch durch Angst vor Jobverlust", sagt der Psychiater. Vor allem Menschen mittleren Alters und aufwärts hätten Probleme mit der Umstellung auf neue EDV-Techniken und wachsende Anforderungen an Flexibilität.

Prüfstand - langfristige Bindung

Für Jüngere sei das oft einfacher. Aber das Phänomen der "Digitalen Boheme" - junge Menschen, die in Freiberuflichkeit und Unabhängigkeit vor allem Vorteile sehen - werde dann auf den Prüfstand gestellt, wenn Themen wie langfristige Beziehung, Familie und Älterwerden auf den Plan träten. (APA/dpa)