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Pendl fühlt sich durch die Reaktionen auf seine Grabrede "vorverurteilt".

Foto: apa/Gindl
Wien - Sollte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) Gerhard Pendl als Universitätsrat der Medizin-Universität Wien (MUW) wegen dessen Rede am Grab des vom NS-Regime hoch dekorierten Luftwaffenoffiziers Walter Nowotny am Wiener Zentralfriedhof abberufen, will dieser den Bescheid gerichtlich anfechten. "Wir werden alle Rechtswege auf allen Ebenen beschreiten", kündigte FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache am Mittwoch bei einer Pressekonferenz die Unterstützung seiner Partei für Pendl an. Pendl selbst sprach von "Gesinnungsterror", Strache von "linkem Meinungsterror" und "Rufmord".

Med-Uni und Gehrer für Abberufung

Pendl hatte als Obmann des Vereins zur Pflege des Grabs von Walter Nowotny bei einer Gedenkfeier am 12. November am Grab Nowotnys u.a. betont, es sei "unsere Pflicht, gegen die seelischen Narben der Gutmenschen, die auch die Toten nicht in Ruhe lassen, aufzuzeigen, dass es doch noch ein Fähnlein gibt in diesen deutschen Landen, die unsere unschuldigen Soldaten und ihren furchtbaren Tod nicht vergessen oder gar herabwürdigen". Politische Gegner hatte er u.a. als "RAF-Sympathisanten" bezeichnet. Die MUW hatte sich daraufhin von Pendl distanziert und der Rektor sich für eine Abberufung ausgesprochen, weil die Grabrede mit der kritischen Haltung der MUW zu Verbrechen des Nationalsozialismus nicht vereinbar sei. Gehrer hatte anschließend angekündigt, Pendl abzuberufen, weil seine Aussagen dazu angetan seien, "den Ruf der MUW zu schädigen".

Strache gegen "linken Meinungsterror"

Strache, dessen Partei Pendl als Uni-Rat nominiert hat, kritisierte Gehrers Versuch, den "unbescholtenen, international hochrenommierten Universitätsprofessor Pendl" abzuberufen und "reflexartig mit ein paar verwirrten Linkslinken ein Geheul anzustimmen". Für den FP-Obmann versuche man, Pendl "einen Strick zu drehen" für eine Rede an einem Grab, an dem jahrzehntelang das Gardebataillon des österreichischen Bundesheers eine Ehrenwache gehalten habe und das von der Wiener SPÖ als Ehrengrab gewidmet wurde. "Das ist eine künstliche Diskussion, wo man versucht, auf dem Rücken der Gefallenen politisches Kleingeld zu machen", so Strache. "Wir werden diesem linken Meinungsterror begegnen. Es kann nicht sein, dass man in einer freien Demokratie so mit Menschen umgeht, Menschen so diffamiert und letztlich auch eine ganze Kriegsgeneration versucht zu kriminalisieren." Eine Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut "gab und gibt es hier nicht", so Strache, der in Österreich "einen um sich greifenden Linksfaschismus wahrnimmt".

Pendl fühlt sich "vorverurteilt"

Pendl ist erstaunt, "wie schnell man zur Unperson wird". Der Rektor habe ihn sofort verurteilt und nicht einmal angerufen, auch von Gehrer, die ihn in einem Brief zu einer Stellungnahme aufgefordert hat, fühlt sich der Mediziner "vorverurteilt", so Pendl, der von nächtlichen Drohanrufen und anonymen Briefen berichtete.

"Unselige Ideologie"

Seine Einstellung zum Nationalsozialismus erklärte Pendl so: "Meine griffigste Weise, mich von dieser unseligen Ideologie zu distanzieren, ist zu sagen: Adolf Hitler hat in die deutsche Geschichte hineingeschissen." Und weiter: "Wenn eine Ideologie einen Menschen nur wegen seiner Abstammung, seiner Religion, der sonst nichts gemacht hat, umbringt, dann kann das ein halbwegs kultivierter Mensch nicht akzeptieren."

Morgen, Donnerstag, tagt nach Angaben der FPÖ der Senat der MUW, mit dem einzigen Tagesordnungspunkt die Frage der Abberufung Pendls. Aus diesem Grund habe man den Mitgliedern des Senats ein Rechtsgutachten des Rechtsvertreters Pendls, Ex-FPÖ-Justizminister Harald Ofner, übermittelt, erklärte FP-Anwalt Johannes Hübner. (APA)