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VW-Arbeiter in Brüssel protestieren so wie tausende Kollegen gegen den geplanten Abzug der Golf-Fertigung: "Greift meinen Job nicht an!"

Foto: AP/Geert Vanden Wijngaert
Brüssel/Berlin – Europas größter Autobauer VW kommt einfach nicht zur Ruhe. Einen Tag nach der überraschenden Verhaftung von Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert, erklärte die Staatsanwaltschaft Braunschweig am Mittwoch, dass gegen ihn möglicherweise noch 2006 Anklage erhoben werde – wegen Anstiftung zur Untreue in mehreren Fällen sowie möglicherweise auch wegen versuchter Nötigung. Volkert hat jahrelang finanzielle Zuwendungen von der Konzernspitze erhalten.

Unangenehme Nachrichten erreichten die VW-Zentrale in Wolfsburg auch aus Brüssel. Die Arbeiter im VW-Werk Brüssel haben auf die Ankündigung, dass in ihrem Werk 4000 der bis zu 5300 Arbeitsplätze wackeln, mit wütenden Protesten vor dem Unternehmen reagiert. VW will die Produktion des Golf aus Brüssel zurück nach Deutschland holen und diesen nur noch in Wolfsburg und im sächsischen Mosel herstellen. Dadurch erhofft man sich Millioneneinsparungen, weil das Werk in Wolfsburg so besser ausgelastet ist.

Sauer ist auch der belgische Ministerpräsident Guy Verhofstadt. Nach einem Treffen mit der Brüsseler Werksleitung erklärte er: "Ich bin schockiert, dass diese Entscheidung aus nationalen Gründen getroffen wurde." Die EU-Kommission berät nun über Hilfen für die Betroffenen.

Die muss sich möglicherweise auch die spanische Regierung überlegen. Denn der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet mit weiterem Stellenabbau bei Volkswagen. Seiner Ansicht nach schleppt VW in Westeuropa enorme Überkapazitäten mit sich herum. Er rechnet auch mit Kürzungen im spanischen Pamplona, wo die VW-Tochter Seat seit Jahren nicht in die Gewinnzone kommt.

Bessere Nachrichten gibt es hingegen für Ex-Bundeskanzler Viktor Klima, der ab 2007 nicht mehr nur für VW-Argentinien, sondern für ganz Lateinamerika zuständig ist. Mehr als 1000 Mitarbeiter des größten Volkswagen-Werks in Brasilien haben ein Abfertigungsangebot von VW angenommen. Zusätzlich entschieden sich mehr als 400 Angestellte eines Ausbildungszentrums für die Abfertigungen. Vor wenigen Monaten hatten die Arbeiter des Werks Anchieta in São Bernardo die Arbeit niedergelegt, um gegen ursprüngliche Pläne des Konzerns, 1800 Jobs abzubauen, zu protestieren. (red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.11.2006)