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Tuncay Caliskan nach seinem Kampf um die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000

Foto: APA/ Harald Schneider

Wien – Zweimal vertrat Tuncay Caliskan die Republik Österreich bei den olympischen Spielen. Im Jahr 2000 holte er in Sydney einen vierten Platz in seiner Klasse des Kampfsports Taekwondo, vier Jahre später verletzte er sich bei den Spielen in Athen am Kreuzband. Jetzt soll er von Beamten der Republik wüst beschimpft worden sein, behauptet der 29-Jährige. Auf einer Wiener Polizeiinspektion, die er und seine Frau aufgesucht hatten, um eine Anzeige zu erstatten.

"Ehrlich, ich hätte vorher nie geglaubt, dass so etwas überhaupt möglich ist", zeigt sich der Kampfsportler auch Tage nach dem Vorfall noch empört. "Wenn man bei der Polizei keine Hilfe mehr findet, wo dann?"

Verfolgt von Mann mit Baseballschläger

Die Vorgeschichte: Caliskan hatte am frühen Sonntagmorgen mit seiner Frau in seinem Wohnviertel einen Parkplatz gesucht – eine gute halbe Stunde lang. Ein Wagen folgte ihnen dabei in zwei bis drei Meter Abstand, schließlich überholte sie der Unbekannte und stieg aus seinem Auto. Samt einem Baseballschläger. Caliskan manövrierte vorbei und rollte zu einer nahe gelegenen Polizeiinspektion in Wien-Margareten, auch der Unbekannte folgte ihm. Vor der Inspektion hupte der türkischstämmige Sportler, um auf seine Lage aufmerksam zu machen. Zwei Polizisten kamen heraus, und Caliskan erklärte, dass er und seine Frau sich bedroht fühlen würden – von dem Mann, der in dem unmittelbar dahinter stehenden Auto saß. Die Reaktion eines Beamten nach Caliskans Darstellung:_"Halten Sie das Maul und bleiben Sie im Auto, Sie brauchen sich nicht in die Hose zu scheißen."

Eskalation

Schließlich gelangten alle Beteiligten doch in das Wachzimmer, bei dem Unbekannten wurde ein Alkoholtest durchgeführt, der eine erstaunlich hohe Alkoholisierung gezeigt haben soll. Die Personalien der beiden Bedrohten wurden zwar noch aufgenommen, auf die Frage, was die Bemerkung vor der Inspektion zu bedeuten hatte, eskalierte die Situation schließlich. Vier von fünf anwesenden Polizisten sollen den Ex-Sportler und seine _Frau beschimpft haben: Mit Worten wie "Scheiß-Tschuschen", "Ka_naken", "Schleich dich aus Österreich." Ob seine Anzeige überhaupt aufgenommen wurde, weiß er nicht.

Erste Zeugen einvernommen

Christian Felix vom Büro für besondere Ermittlungen (BBE), den internen Ermittlern der Wiener Polizei, bestätigt, von dem Fall zu wissen, erste Zeugen wurden schon einvernommen. Die Angelegenheit werde auf jeden Fall der Staatsanwaltschaft weitergeleitet, schließlich liege neben möglichen Disziplinarvergehen auch der Verdacht des Amtsmissbrauchs vor.(Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe 23.11.2006)