London - Für den Experten von Musikautografen ist es ohne Übertreibung die wichtigste Entdeckung seit Langem und eine musikalische Sensation dazu. Dabei war es ursprünglich der prachtvolle Einband mit dem Wappen des römisch-deutschen Kaisers Leopold I., der das Manuskript überhaupt zu Sotheby's führte.
Dann nahm es Simon Maguire genauer unter die Lupe, und am Ende stand fest, dass man ein nach fast 350 Jahren entdecktes Originalmanuskript von Johann Jakob Froberger vorliegen hatte und sich unter den 35 enthaltenen Kompositionen auch noch 18 unveröffentlichte befanden.
Das ergaben Vergleiche mit Faksimile-Drucken der Nationalbibliothek, den einzigen beiden existierenden Manuskriptbänden weltweit, zwei weitere bekannte gelten als verschollen. Froberger war ab 1637 Hoforganist in Wien und wurde zum Studium bei Frescobaldi und Carissimi nach Rom entsandt. Der 1616 in Stuttgart geborene Barockmusiker gilt als der Schöpfer der Klassischen Suite und bedeutender Komponist von Werken für Cembalo.
Neben Bach beeinflusste er auch Mozart, dessen Streichquartett (KV Anh. A60) auf der Hexachord Fantasie Frobergers basiert. Nach seinem Amtsantritt 1657 reduzierte Kaiser Leopold I. das Personal und entließ Froberger. Die letzten Lebensjahre verbrachte er als Lehrer im Umkreis der Herzogin von Württemberg-Mömpelgard. Er verstarb 1667 auf ihrem Witwensitz, Schloss Héricourt.
Am 30. November wird das handgeschriebene 255-seitige und um 1662 datierte Manuskript nun im Rahmen der Auktion Music and Continental Manuscripts in London versteigert. Davor gelangt eines der 18 bislang unbekannten Musikstücke auf einem französischen Originalinstrument im Landesmuseum Württemberg am 23. November zur Uraufführung. Musikautografen des 17. Jahrhunderts gelten als Rarität, womit sich auch der Schätzwert von umgerech- net 445.000-745.000 Euro erklärt.