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Der Preis für Grundwein ist heuer um 20 Prozent gestiegen.

Foto: APA/Gindl
Wien – Gerhard Lacher, Chef von Schlumberger, rüttelt die Sektflasche, bewegt sie um eine Achteldrehung und stellt sie sanft zurück ins Pult. Tagsüber durchmischen sechs philippinische Mitarbeiter den Sekt. Sie seien geschickter als die Österreicher, sagt Lacher, und jeder von ihnen rüttle bis zu 40.000 Flaschen am Tag.

Schlumberger arbeitet wenige Wochen vor Silvester unter Hochdruck. Die Monate November bis Februar verschaffen der Sektkellerei 60 Prozent des Jahresumsatzes. In den alten Kellergewölben des Unternehmens in Wien-Heiligenstadt reiht sich eine Weihnachtsfeier nach der anderen.

Schaumweinsteuer

Österreichs Sektbranche hat der Wegfall der Schaumweinsteuer frischen Auftrieb gebracht. Der Sektkonsum erhöhte sich 2005 um 34 Prozent. Heuer gab es im ersten Halbjahr laut AC Nielsen ein Plus von 15 Prozent. Von der Liebe der Deutschen zum Sekt sind die Österreicher zwar weit entfernt: Ein Österreicher lässt im Schnitt pro Jahr bei 2,5 Flaschen die Korken knallen; ein Deutscher trinkt doppelt soviel. Lacher ist jedoch überzeugt, dass Kunden verstärkt zu kostspieligeren Marken greifen. Der günstige Sekt wiederum hole Marktanteile von den Konkurrenten Prosecco und Frizzante zurück.

Schaumgebremst

Schaumgebremst zeigt sich die Kellerei allein beim Einkauf. Der Preis für Grundwein sei heuer um 20 Prozent gestiegen, sagt Lacher dem Standard. Die Branche könne die höheren Kosten keinesfalls allein schlucken, die Gespräche mit dem Handel sollen spätestens im Frühjahr starten.

Grund für den teuren Wein sind Engpässe im Weinviertel. "Es gibt heuer beim grünen Veltliner Einbußen von 30 bis 50 Prozent", bestätigt Susanne Bernatz. Sie ist Junior-Chefin von Riegelhofer, und ihr Poysdorfer Weingut zählt zu den Hauptlieferanten von Schlumberger. Doch für Druck sorgen auch höhere Transport- und Materialkosten, sagt Hans Inführ, Eigentümer des gleichnamigen Traditionsbetriebs in Klosterneuburg. Allein die Preise für Flaschen seien um mehr als zehn Prozent angezogen. "Wir versuchen jetzt alle internen Synergien auszunutzen." Noch bleiben bessere Erträge ein Wunsch ans Christkind.

Sekt als Lockartikel

Der Handel nutzt Sekt als Lockartikel, bedauert Ernst Polsterer-Kattus, Chef der Sektkellerei Kattus. Er versuche sich, ähnlich wie Schlumberger, aus den Preiskämpfen herauszuhalten. Österreichs Sektbedarf wird zu 40 Prozent über Importe gedeckt. Platzhirsch ist Henkell mit Produktionen in Deutschland. Schlumberger verkauft jährlich gemeinsam mit der Marke Goldeck zwei Millionen Flaschen. Auf Platz drei und vier liegen Kattus mit der Marke Hochriegel und Inführ, ein Spezialist für Lohnfertigung. Beide Betriebe sind seit Generationen fest in Familienhand. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.11.2006)