Wien - Die ÖVP will verhindern, dass Homosexuelle in Wien weiterhin die Möglichkeit haben, ein Pflegekind aufzunehmen. Die Partei hat am Donnerstag im Landtag einen entsprechenden Antrag eingebracht, wonach die Pflegeelternschaft auf heterosexuelle Paare und Alleinerziehende beschränkt werden soll. Man müsse bedenken, dass das "Griechische und Römische Reich, wo Sodom und Gomorra dann immer mehr wurden, zu Grunde gegangen sind", warnte VP-Mandatarin Ines Anger-Koch.

Viele homosexuelle FreundInnen, aber

Man könne und solle ja liberal sein - aber es müsse doch Grenzen geben. Bei dem ÖVP-Antrag gehe es auch nicht um Diskriminierung, zeigte sich Anger-Koch in ihrer Rede überzeugt: "Viele meiner Freunde sind ja auch homosexuell." Im ÖVP-Antrag heißt es jedenfalls: Ein Verhältnis, das dem zwischen leiblichen Eltern und Kindern nahe kommt, kann "bei (heterosexuellen) Paaren wie auch bei Einzelpersonen gewährleistet werden".

Besser als das Heim

Wiens ÖVP-Chef Johannes Hahn, der sich wiederholt für eingetragene Partnerschaften ausgesprochen hatte, die Homosexuellen offen stehen, zeigte selbstkritisch: Der Antrag sei vielleicht "sprachlich misslungen". Eigentlich habe man nur verhindern wollen, dass mit einer im November gestarteten Kampagne der Stadt, bei der homosexuelle Pflegeeltern geworben werden, durch die Hintertür die Adoption durch Homosexuelle eingeführt wird. Ihm sei lieber, dass ein Pflegekind nicht im Heim, sondern in einer familienähnlichen Struktur aufwachse - wie immer diese aussähe, versicherte Hahn.

"Zerrissen zwischen Urbanität und Opus Dei"

Der Grüne nicht amtsführende Stadtrat David Ellensohn ortete im Landtag die ÖVP in der Frage der Homosexuellenrechte "zerrissen zwischen Urbanität und Opus Dei". Dabei sei die sexuelle Orientierung nicht beschränkt auf eine politische Couleur. Grün-Gemeinderat Marco Schreuder bezichtigte hingegen die FPÖ, keine Ahnung von lesbischen und schwulen Beziehungen zu haben. Für Kinder, die in derartigen Beziehungen lebten, seien Geborgenheit und Liebe die wichtigsten Werte.

Haarsträubend

Die FPÖ hat die Pflegeelternschaft für Homosexuelle schon bisher massiv kritisiert. FPÖ-Mandatar Johann Gudenus - dessen Partei einen ähnlich lautenden Antrag wie die ÖVP eingebracht hatte - betonte im Landtag: "Kinder sind keine Spielzeuge." Eingetragene Partnerschaften für Homosexuelle seien nur der erste, falsche Schritt, mit dem andere Lebensweisen als die heterosexuelle propagiert würden: "Ich liebe meine Großmutter auch sehr - vielleicht kann ich sie dann heiraten."

Laska betroffen

SPÖ-Vizebürgermeisterin Grete Laska zeigte sich ob der emotional geführten Debatte im Landtag betroffen: "Ich hätte nach 22 Jahren in diesem Haus nicht gedacht, dass es möglich wäre, hier eine solche Diskussion zu erleben." Es sei nicht die eigene Position dargestellt, sondern die der anderen verurteilt worden. Die Anträge von ÖVP und FPÖ fanden im Landtag keine Mehrheit - auch eine gegenseitige Unterstützung von ÖVP und FPÖ gab es nicht. (APA)