Stefan Wehinger

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Wien - Die ÖBB beklagen die ihrer Meinung nach zu geringe Bewerbung von Bahnfahrten aus dem Ausland nach Österreich durch die ausländischen Bahnen. Dies führe zu starken Rückgängen beim Personenverkehr, erklärte Personenverkehrs-Chef Stefan Wehinger in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse (Freitag-Ausgabe). Wehinger: "Wir verlieren eine Menge Geld im Italienverkehr und vor allem im Transitverkehr zwischen Deutschland und Italien. Wir sind in einer Sandwichposition und verlieren zwischen Kufstein und Brenner richtig viel Geld."

Dass damit auch der heftig umstrittene Brenner-Basistunnel - er soll ohne Zuführungsstrecken bis zu 8 Mrd. Euro kosten - überflüssig werde, glaubt der ÖBB-Manager jedoch nicht. In einem gesamteuropäischen Kontext von Strecken müsse auch dieses Stück ausgebaut werden. Und beim Güterverkehr laufe das Geschäft auf dieser Strecke auch jetzt schon sehr gut.

Im Personenverkehr würden hingegen der Fernverkehr innerhalb Österreichs für volle Kassen sorgen. "Alle Binnenstrecken laufen sehr gut, vor allem die Westbahn bis Innsbruck und Wien-Graz. Zwischen Jänner und Oktober hatten wir um eine Million Fahrgäste mehr, als in den ersten zehn Monaten des Vorjahres. Insgesamt waren das rund 24 Millionen", so Wehinger. Der Zuwachs sei auf die stark gestiegene Zahl der Vorteilscard-Besitzer, die hohen Benzinpreise und der steigenden Konkurrenz zu Kurzstreckenflügen zurück zu führen.

Fuhrpark kostet mehr Geld als geplant

Probleme gebe es hingegen bei der Instandhaltung des Fuhrparks. "Das kostet uns mehr Geld, als wir vor einigen Jahren geplant haben. Im Mittel befindet sich ein Viertel des 22 Jahre alten Fuhrparks in Reparatur. Geplant sind zehn bis zwölf Prozent", betonte der Bahn-Manager. Weiters würden die hohen Personalkosten durch das fortgeschrittene Durchschnittsalter der ÖBBler "immensen Kostendruck" erzeugen.

Klare Worte fand Wehinger zum Verhältnis zu seiner Kollegin Wilhelmine Goldmann, die mit Wehinger gemeinsam dem Personenverkehr leitet. Wehinger: "Es war auf persönlicher Ebene sicher schon leichter. Wir arbeiten professionell miteinander." Das Post-Management hatte heuer im Sommer versucht, Goldmann abzusetzen, nachdem sie für einen privaten Operverein Infrastruktur des ÖBB-Büros im Umfang von rund 2.000 Euro genutzt hatte. Der Versuch wurde aber wieder abgeblasen, als bekannt wurde, dass Aufsichtsräte der Bahn hochdotierte Beratungsaufträge haben bzw. Lieferanten der Bahn sind. Aus Gewerkschaftskreisen ist allerdings zu hören, dass die Causa noch nicht ausgestanden sei und das Management weiter fleißig am Stuhl von Goldmann säge. (APA)