Linz - "Den gefallenen Kameraden der ehemaligen Waffen-SS" steht in goldener Schrift auf der schwarzen Schleife. Der Kranz dazu liegt vor einem Denkmal in der kleinen Ortschaft Stillfüssing (Gemeinde Waizenkirchen) im Hausruckviertel. Gedacht wird dort acht Soldaten der Waffen-SS, die am 4. Mai 1945 ihr Leben ließen. Auf eine kritische Distanz zu den Gräueltaten des NS-Regimes vergisst man offensichtlich ob der schillernden Helden-Ehrung vollkommen.

"Es ist wirklich beschämend. Seit gut 20 Jahren pilgern dort Anfang November immer ehemalige Waffen-SSler hin und legen Kränze nieder. Die Opfer sind denen doch völlig egal", kritisiert der Historiker und grüne Bezirkssprecher in Grieskirchen, Johannes Ferihumer, im Gespräch mit dem Standard.

Bereits einmal ging der ehemalige Mittelschullehrer mit seiner Kritik am braunen Heldentum an die Öffentlichkeit, als Antwort wurde Ferihumer bedroht, man werde ihn "im Fall der Machtergreifung solange am Halse aufhängen, bis dass der Tod eintritt!". Betreut wird das SS-Denkmal vom Oberösterreich-Ableger der "Kameradschaft IV" (K IV). Laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) eine "rechtsextreme Veteranenorganisation ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS". Das Problem sei, dass die K IV mit ihren Helden-Ehrungen versucht, "in aller Öffentlichkeit die Waffen-SS als positiv hinzustellen", kritisiert Willi Lasek vom DÖW. Zumindest vonseiten der Politik sei hier eine "deutliche Distanzierung" gefragt.

"Blödsinn" SS-Gräuel

Der Sprecher des "Oberösterreichischen Netzwerks gegen Rassismus", Robert Eiter, kündigte im Standard-Gespräch an, man werde umgehend Anzeige erstatten.

Auf Unverständnis stößt die Kritik erwartungsgemäß bei der "Kameradschaft IV". Man "gedenke in Ehren der gefallenen Kameraden" und "nur die, die sich nicht auskennen", würde das kritisieren, so K-IV-Obmann Ernst Kolar. Ob nicht angesichts der historischen Fakten über die Gräueltaten gerade der Waffen-SS eine kritischere Haltung notwendig wäre? "Gräueltaten? Blödsinn, das stimmt doch alles so nicht. Ich war zwei Jahre bei der Waffen-SS und hab davon nichts bemerkt", so Kolar. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD - Printausgabe, 24. November 2006)