Wien - Bundeskanzler ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel denkt noch nicht an den Rückzug aus der Politik. "Ich bleibe der Politik erhalten", sagte er im Interview mit der "Kleinen Zeitung". Welche Funktion er künftig ausüben wird, "werden wir besprechen, wenn es so weit ist". "Keine Rede" sei allerdings von einem Wechsel nach Brüssel, so Schüssel, der sich "für solche Spekulationen" nicht "missbrauchen" lassen will.

"Das habe ich nicht nötig. Ich habe mein ganzes politisches Leben in Österreich verbracht", sagt der Kanzler zu Gerüchten über eine Funktion in der EU. Weit weniger ablehnend ist seine Antwort auf die Frage, ob eine Rückkehr als Abgeordneter ins Parlament denkbar ist: "Das ist auch in Österreich durchaus üblich. Denken sie an Mock, an Busek." Auch einen Verbleib in der Regierung schließt er nicht aus: "Das werden wir diskutieren, wenn die Personalfragen dran sind."

Neandertaler

Warum die ÖVP die unterbrochenen Verhandlungen mit der SPÖ doch wieder aufgenommen hat, erklärt der Kanzler damit, dass es "in der Situation, in der die kleineren Parteien, das BZÖ ausgenommen, erklären, sie wollen nicht regieren, vernünftig war, die Verhandlungen mit der SPÖ fortzusetzen". Und dazu, dass er ja immer noch Grün und Orange eine Mehrheit anbieten könnte, meint der ÖVP-Chef: "Grün und Blau wollen nicht regieren. Man kann niemanden wie bei den Neandertalern an den Haaren in die Wohnhöhle schleifen."

Schüssel gesteht in dem Interview auch ein, dass die ÖVP selbst Schuld am Wahlverlust trägt: "Wir haben eine Reihe handgestrickter Fehler zu verantworten. Der Kampfeswille war nicht genügend ausgeprägt. Es heißt ja Wahlkampf und nicht Wahlschlaf. Im Schlafwagen kann man nicht gewinnen." (APA)