Zürich - Trotz Turbulenzen in der Börsenbranche behält die Schweizer Börse SWX ihren Kurs bei: Sie strebt in absehbarer Zeit keinen Zusammenschluss mit einer anderen Börse an. Auch ein Verbund mit mittelgroßen Börsen Europas wird abgelehnt.

Man dürfe die Schweizer Börse "nicht einfach aufs Spiel setzen, weil auf dem Fusionskarussell irgendwelche Pirouetten gedreht werden", sagte der neue SWX-Verwaltungsratspräsident Peter Gomez am Donnerstagabend in Zürich. Es sei nicht das erste Mal, dass in der Börsenbranche die Fusionsmanie tobe.

Umbruch

Alleine in den vergangenen vier Wochen einigten sich die beiden Chicagoer Derivatebörsen CME und CBoT auf eine Fusion, die US-Technologiebörse Nasdaq legte ein Übernahmeangebot für die Londoner Börse vor, während die Deutsche Börse mit ihrem Griff nach der Mehrländerbörse Euronext und der italienischen Börse scheiterte.

Die Euronext zieht eine Fusion mit der New Yorker Börse (NYSE) vor und wirbt gleichzeitig um die Borsa Italiana, damit sich diese an ihrem Zusammenschluss beteiligt. Überdies kündigten sieben Großbanken - darunter UBS und Credit Suisse - an, im nächsten Jahr eine eigene grenzübergreifende Handelsplattform für Aktien aufbauen zu wollen.

Die Deutsche Börse steht nun alleine da, nachdem bereits früher die Schweizer Börse mehrfach einen Zusammenschluss mit ihr abgelehnt hatte.

"Wenn die Deutsche Börse mit einem neuen Fusionsangebot auf uns zukäme, würden wir nein sagen", bekräftigte Gomez die Haltung seines Vorgängers Reto Francioni, der nun als Chef der Deutschen Börse mit seinen Heiratsplänen reihum auf Ablehnung gestoßen ist.

Neue Entwicklungen

"Wir sind der Ansicht, dass sich unsere Strategie auch angesichts der neuen Entwicklungen in der Börsenbranche als robust erweist", sagte Gomez. Die finanzielle Basis der SWX sei solide und der Ausblick exzellent. Kassen- und Derivatehandel würden sich weiterhin gut entwickeln. Insgesamt sei die Schweizer Börse klar die Nummer vier in Europa.

Es bestehe kein unmittelbarer Druck für eine fundamentale Neuausrichtung der SWX. Aber die ständige Prüfung strategischer Optionen sei sinnvoll.

Denn "mittel- bis langfristig sehen wir einige Gefahren am Horizont", sagte Gomez. Fusionierende Großbörsen könnten viel Handelsvolumen anziehen und hätten weniger Infrastrukturkosten. Zudem nehme die Verhandlungsmacht von mittelgroßen Börsen bei fortschreitender Konzentration in der Branche tendenziell ab.

Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, wolle die SWX noch produktiver werden. Bereits im letzten Jahr wurden 50 Stellen abgebaut. Um Mehrwert zu schaffen, wolle die SWX weiterhin auch grenzüberschreitende Partnerschaften eingehen.

Die Schaffung einer Schweizer Finanzmarktholding von SWX, der Abwicklungsgesellschaft SIS und dem Finanzdienstleister Telekurs könnte zwar die Produktivität steigern. "Man muss sich aber fragen, ob man sich dadurch nicht strategische Freiheiten verbaut, mit jemandem anderen zusammenzugehen", sagte Gomez. (APA/sda)