Rom - Der deutsche Musikwissenschaftler Ludwig Finscher ist am Freitag in Rom mit dem renommierten Balzan-Preis ausgezeichnet worden. Finscher (76) wurde für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Geschichte der abendländischen Musik seit 1600 geehrt. Der im niedersächsischen Wolfsbüttel lebende Musikwissenschaftler habe unter anderem Maßstäbe mit der Neuausgabe der Enzyklopädie "Die Musik in Geschichte und Gegenwart" gesetzt, deren Herausgeber er seit 1988 ist, hieß es. Die mit je einer Million Schweizer Franken (640 000 Euro) dotierte Auszeichnung gilt als eine der wichtigsten wissenschaftlichen, kulturellen und humanitären Ehrungen weltweit.

"Über diese unerwartete und ungewöhnliche Ehrung freue ich mich sehr. Sie gibt mir die Gelegenheit, mit einem neuen Forschungsprojekt zu beginnen", sagte Finscher in seiner Dankesrede. "Ich freue mich aber auch stellvertretend für die Musikgeschichtsschreibung insgesamt, die zum ersten Mal mit diesem gewichtigen Preis gewürdigt wird." Bis zu seiner Emeritierung 1995 hatte Finscher auch einen Lehrstuhl an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg inne.

Der Deutsche erhielt den Preis vom italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano. Weitere Preisträger waren der Brite Quentin Skinner für Geschichte und Theorie des politischen Denkens, der Italiener Paolo de Bernardis und der Amerikaner Andrew Lange für Beobachtende Astronomie und Astrophysik und die Amerikaner Elliot M. Meyerowitz und Chris R. Somerville für Molekulargenetik der Pflanzen.

Beachtung für sonst weniger beachtete Diszipline

Für die jährlichen Auszeichnungen legt die Balzan-Stiftung die Fachgebiete stets neu fest. So sollen die Ehrungen auch Wissenschaftlern aus sonst weniger beachteten Disziplinen zugute kommen. Die Hälfte des Preisgelds ist für Projekte von Nachwuchswissenschaftlern auf dem jeweiligen Fachgebiet bestimmt, die der Preisträger aussucht. Seit 1961 erhielten 106 Wissenschaftler und Organisationen einen Balzan-Preis. (APA/dpa)