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Wien – Mit der Zusage auf offenem Podium, eine Studie über Glücksspielsucht in Österreich in Auftrag zu geben, habe das Standard-Montagsgespräch über das Geschäft mit Fortuna im Mai "großen Gewinn gebracht", betont der Neurologe Herwig Scholz. Vor der hochkarätigen Standard-Diskussionsrunde zum umstrittenen Thema Glücksspielmonopol am kommenden Montag freut es ihn daher umso mehr, über konkrete Vorbereitungen zu der ersten einschlägigen Expertise berichten zu können.

Um eine "Studie über nicht stoffliche Abhängigkeiten" – zu denen süchtiges Spielen ebenso wie etwa Internet- oder Chatroomsucht gehören – werde es sich handeln. Diese werde erstmals "echte Daten" darüber liefern, für wie viele Österreicher Gamblingautomaten oder Casinos eine existenzielle Bedrohung darstellen. Die bisher kolportierten 0,5 bis 1,9 Prozent Spielsüchtigen und vier bis acht Prozent Spielsuchtgefährdeten nämlich beruhten lediglich auf Schätzungen, erläutert der Leiter der Spielerberatung "de la Tour" im LKH Villach.

Datenerhebung

Als Studienleiter ist Scholz derzeit am "Erwägen, welches Meinungsforschungsinstitut mit der Datenerhebung beauftragt wird". Die Befragung soll im ersten Halbjahr 2007 stattfinden, die Studienergebnisse im Herbst vorliegen – sei es für sich allein stehend oder als Teil einer umfassenden österreichischen Suchtstudie, die gleichzeitig im Gespräch ist.

Einzige Unsicherheit an disem Plan: "Derzeit haben wir nur von den Casinos Austria eine Finanzierungszusage". Tatsächlich hatte auf dem Standard-Podium im Mai auch der Vorstandsvorsitzende der Spielautomatenkonzerns Novomatic, Franz Wohlfahrt, versprochen, sich an den rund 100.000 Euro Expertisekosten zu beteiligen. Doch "wir kennen das Scholz-Konzept bisher nicht. Also können wir nicht entscheiden, ob wir mitmachen wollen", sagt Novomatic-Sprecher Hannes Reichmann jetzt.

Von einem "Rückzug" Novomatics aus dem Studien-Plan spricht hingegen Bettina Strobich von den Casinos. Bei einem Treffen habe der Vertreter des Automatenkonzerns verlautet, diesbezüglich noch abwarten zu wollen. (Irene Brickner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25./26.11.2006)