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John Kucera

Foto: APA/AP/Stoody
Lake Louise/Alberta - Das zweite Speed-Rennen der alpinen Weltcup-Saison hat am Sonntag eine Riesen-Sensation gebracht: Der Kanadier John Kucera nützte den Heimvorteil in Lake Louise optimal und triumphierte im Super G. Nur 6/100 hinter dem Lokalmatador, der bisher nur einen 25. Platz als bestes Weltcup-Resultat in dieser Disziplin zu Buche stehen hatte, folgte der Tiroler Mario Scheiber auf Platz zwei und verzeichnete damit ebenfalls sein bestes Super-G-Ergebnis (bisher Rang drei/Beaver Creek 2004).

Zweitbester Österreicher war wie in der Abfahrt Hermann Maier (0,46), der hinter dem Schweden Patrik Järbyn (+0,28), Vierter wurde und damit der bei weitem Bestplatzierte mit einer hohen Nummer war. Gesamt-Weltcup-Titelverteidiger Benjamin Raich fuhr als Zehnter als dritter ÖSV-Läufer in die Top Ten.

Tolles Comeback von Scheiber

Nach dem Steirer Hans Grugger, der in der Abfahrt am Vortag als Vierter bester Österreicher gewesen war, gelang nun auch Scheiber ein tolles Comeback. "Vor einem Jahr um diese Zeit bin ich ja noch mit Schmerzen auf der Couch vor dem Fernseher gelegen", erinnerte der 23-Jährige aus St. Jakob an den Kreuzbandriss im rechten Knie, den er sich am 12. November 2005 beim Übersee-Training in Sun Peaks zugezogen hatte. "Damals hat mir das Herz geblutet und ich habe mir fest vorgenommen, dass ich 2006 wieder unbedingt in Lake Louise dabei sein will. Dieser zweite Platz ist daher für mich wie ein Sieg."

Noch mehr strahlte aber Kucera, der als erster Kanadier in Lake Louise gewann. Es war übrigens erst der zweite Heimsieg für die "Crazy Canucks" nach dem Abfahrts-Triumph von Rob Boyd 1989 in Whistler, dem Olympia-Schauplatz von 2010. Das bisher beste Weltcup-Ergebnis von Kucera war ein zwölfter Platz in der Wengen-Kombination am 14. Jänner 2005, in einem Einzelrennen war es gar nur Rang 14 am Vortag in der Abfahrt. "Großartig, einfach unglaublich, ich bin so glücklich, mein ganzes Team hat eine tolle Arbeit geleistet", stammelte der von sich selbst überraschte Gewinner.

Heimvorteil genutzt

Der WM-Neunte in der Kombination 2005 in Bormio erwischte einen perfekten Lauf, auch deshalb, weil der 22-Jährige aus Calgary die Piste in seiner Heimatprovinz Alberta so gut kennt wie kaum ein anderer. Weiters kam ihm noch die abfahrtsmäßige Kurssetzung entgegen. Und die große Kälte ist Kucera ebenfalls von den vielen Trainingsläufen in Lake Louise gewöhnt.

Auf Grund der extrem tiefen Temperaturen - bis zu minus 27 Grad Celsius - hatten die Teams sogar diskutiert, ob man den Super G überhaupt austragen sollte. Erst nach Rücksprache mit den Ärzten gab es Grünes Licht für einen Start. Die Fahrer verwendeten zum Schutz vor der extremen Kälte Spezialmasken, Tapebänder und spezielle Fettsalben. "Es war schon extrem kalt, aber unterm Fahren bleibt wenig Zeit, darüber nachzudenken", erklärte Vizeweltmeister Michael Walchhofer, der nach einer "fast fehlerfreien, aber zu sauberen Fahrt" nur 13. wurde.

Pum rechnet mit Außenseiter-Siegen

Weiters gestand der Salzburger, sich auch in der Ski-Wahl vergriffen zu haben. "Ich habe ein zu stark tailliertes Super-G-Modell genommen. Das war für diesen Kurs, der wie eine Abfahrt sehr direkt gesteckt war, die falsche Wahl." Scheiber hatte dagegen das richtige Händchen: "Ich habe einen sehr schnellen Super-G-Ski genommen."

ÖSV-Alpinchef Hans Pum argwöhnte nach dem Wochenende in Lake Louise, dass es wohl nicht das letzte in diesem Ski-Winter mit Außenseiter-Siegen bleiben werde. "Man muss sich vielleicht an diese Ergebnisse gewöhnen. Denn wenn einer der ersten zehn Läufer die perfekten Bedingungen nutzen kann, wird es für die hinteren Nummern schwer, ihn zu schlagen", lautete die Einschätzung des Oberösterreichers. (APA)